Es ist wohl kaum möglich, in den letzten zwanzig Jahre als Jazzpianist in Frankreich herangewachsen zu sein, ohne dass Michel Petrucciani in irgendeiner Form auf das erblühende Talent Einfluss gehabt hätte. Für den achtundzwanzigjährigen Pianisten Franck Avitabile hat er einst sogar das Debüt-Album produziert. Jetzt versucht Avitabile mit seinem zweiten Album dem mächtigen Schatten des Mentors und dem seines zweiten großen Einflusses, nämlich dem Bud Powells - auch er ein französischer Mythos - zu entfliehen.
In der Person des Bassisten Niels-Henning Ørsted-Pedersen hat er einen äußerst kompetenten und fördernden Mitstreiter an die Seite gestellt bekommen, dessen Mitwirkung allein schon das Album interessant macht, und mit dem punktgenau und federnd begleitenden Schlagzeuger Roberto Gatto ist das Trio vollends auf der sicheren Seite. Dennoch spielt der Leader mit Mut zum Risiko: Originals stehen neben wenigen Standards. Klar artikuliert Avitabile seine Ideen, die mitunter als auf die Vorbilder angewandte Verschlankungs- und Entschlackungsprozesse daherkommen. Immer wieder gibt es aber auch die perfekt aufgereihten Noten-Perlen-Ketten, die dann im Aha-Effekt des Déjà-entendu aufplatzen. Dennoch ein zweiter Einstand, der Lust auf mehr macht.
Thomas Fitterling, 14.12.2000
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