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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Lonely Shadows

Dominik Wania

ECM/Universal ECM 0869583
(49 Min., 11/2019)

Wollen Sie entspannen? Reibt Ihnen der Alltag die Nerven auf? Stehen Sie permanent unter Druck und wollen auf andere Gedanken kommen? Dann hören Sie „Lonely Shados“ von Dominik Wania, und Sie finden sich in einer Atmosphäre wieder, die – anders als das Gros der Meditations- oder Entspannungsplatten – Ihren Intellekt nicht beleidigt und Sie auch nicht mit belanglosen Melodien zusoßt. Im Gegenteil: Die improvisierten Soli verlangen, dass Sie sich ihnen aussetzen, dass Sie eintauchen, dem Sog der Tonbewegungen folgen, sich überraschen lassen. Wenn Sie sich der im Studio herrlich rein eingefangenen Musik hingeben, können Sie während der elf Stücke alles, was Sie beschäftigt, zumindest zeitweise vergessen.
Dominik Wania, Jahrgang 1981, Pianist mit fundierter Klassik-Ausbildung und anschließenden Jazzstudien bei den Pianisten Danilo Perez und Ran Blake sowie den Saxofonisten Jerry Bergonzi und George Garzone, verfolgt den Weg seiner Promotion über den Einfluss von Maurice Ravels Harmoniesystem auf das zeitgenössische Jazz-Piano konsequent weiter: Er improvisiert in den Gefilden zwischen Klassik und Jazz, wird nie „free“ und spielt gleichzeitig freier und formbewusster, als es den Vätern des Free Jazz in den 1960ern möglich war.
Im Titelstück „Lonely Shadows“ kontrastiert er einen veränderlichen Strom von Wellenbewegungen mit aufflackernden Melodien. Daraus scheint sich auch alles Weitere zu entwickeln – sei es, indem er Läufe gegeneinander stellt, Melodien der linken und rechten Hand gegeneinander setzt oder in „Towards The Light“ eine langsame, verträumte Melodie über sparsam eingefügten Akkorden platziert. Die einzelnen Titel sind so klug angeordnet, dass das von Akkordspritzern und abgehackten Rhythmen geprägte „Relativity“ wie eine Fortsetzung wirkt. Mit „Liquid Fluid“ kehrt dann eine neue Art von Wellenbewegungen wieder.
Äußerst fantasievoll baut Dominik Wania jeweils eine kleine Zahl von Ideen zu einem äußerst komplexen Stück aus. Mal wird eine Quarte zum prägenden Element, mal sind es auf- und absteigende Linien oder rhythmische Figuren bis zum finalen, sich aus einer leisen Welt langsam verdichtenden „All What Remains“. Ja, was bleibt? Das Gefühl, Teilnehmer an einer akustischen Reise gewesen zu sein, die einen durch ihre Fülle an Eindrücken in eine Welt jenseits des Alltags versetzt hat.

Werner Stiefele, 03.10.2020


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