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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Neben dem „Requiem“ ist die Messe in c-Moll, hinsichtlich des Umfangs und der formalen Anlage eine imposante „Messe solennelle“, das andere große unvollendete Vokalwerk Wolfgang Amadeus Mozarts. Ähnlich wie das „Requiem“ bietet die Messe auch in fragmentarischer Gestalt so viel großartige, einzigartige musikalische Substanz, dass sie auch unvollständig zu Recht einen prominenten Platz im Repertoire hat. Wir leben also gut damit, dass das „Credo“ mit dem spektakulären Sopransolo „Et incarnatus est“ endet und dass wir kein „Agnus Dei“ haben. Wir hören dank verschiedener kompetenter Bearbeitungen – hier ist es diejenige von Helmut Eder – auch diejenigen Sätze in vollständigem Satz, deren Partituren Mozart nur skizzieren konnte.
Marc Minkowskis Neueinspielung macht vor allem in der „Draufsicht“ Freude: ein Satz wie das „Kyrie“ beeindruckt durch fülligen Sound trotz kleiner Besetzung (nur 13 Sängerinnen und Sänger inklusive der Soli, die historisch korrekt den Kern des Chores bilden) und durch den zupackenden Grundduktus der Darbietung: Es entsteht durch kraftvolles Aussingen und Ausspielen der Linien genau jener gewichtige, zutiefst ernste Charakter, den der Hörer grundsätzlich erwartet. Verzichtet wird hierfür auf ein Gutteil an Transparenz, die für andere Interpreten aus der historisierenden Szene durchaus stärker im Vordergrund steht. Die kraftvolle Herangehensweise zieht aber, hörbar besonders gut in den Solopassagen, eine gewisse Schwere, ja bisweilen Starrheit in der Linienführung nach sich, die passagenweise die Grenze des Akzeptablen überschreitet. Vor allem Ana Maria Labin, die erste Sopransolistin, kämpft immer wieder – schon im „Kyrie“, später vor allem im „Et incarnatus est“ – mit Intonationsproblemen. Das gesamte Solistenensemble lässt dem Vibrato oft so sehr freien Lauf, dass von historisch informierter Gesangsweise nicht mehr wirklich die Rede sein kann. Durch all diese Aspekte – manches davon überträgt sich auch auf den generellen Interpretationsansatz der chorischen Passagen – gehen leider eine Menge Feinheiten und Details verloren. Das ist mit Blick auf das gesamte Setting, besonders die schlanke Besetzung, ein Makel, der ohne Weiteres hätte vermieden werden können.

Michael Wersin, 24.10.2020


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