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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Auf seine alten Tage wurde Marek Janowski (81) ein zweiter Opern-Frühling beschert. Späte Genugtuung für einen erklärten Feind des Opernalltags. Sein punktgenaues Bestimmen der Noten-Begriffe zahlt sich besonders mit Orchestern aus, die kaum Oper gewohnt sind. Zuerst in Berlin und Frankfurt, jetzt auch in Dresden macht Janowski Opern-Gesamtaufnahmen von schönster sinfonischer Ausgeglichenheit. Orchestral topsolide.
Mit der amerikanischen Sopranistin Melody Moore hatte Janowski schon bei der vorangegangenen „Cavalleria rusticana“ zusammengearbeitet. Ihre etwas enge Höhe stört, aber sie hat hier ohnehin keine große Arie zu singen. Leider vermag Lester Lynchs schalltrichteriger Kampf-Bariton dem Michele („Nulla! Silenzio!“) kaum lyrische Farben zu geben. So lastet das Hauptgewicht auf Tenor Brian Jadge; womit es den Richtigen getroffen hätte, sofern man sich seine fantastische Leistung in Erich Wolfgang Korngolds „Wunder der Heliane“ (auf DVD) in Erinnerung ruft.
Seltsamerweise singt Jadge seine große Arie „Hai ben raggione“ mit gebleckten Zähnen, breitbeinig und mit einem Kraftprotz-Gehabe, als ob er, auch von der Stimmfarbe her, den Jonas-Kaufmann-Ähnlichkeitswettbewerb des Jahres gewinnen wolle. Er würde den Preis erhalten. Der Gesamtaufnahme – trotz der vorzüglichen Leistung der Dresdner Philharmonie – ist damit jener Pragmatismus in der Besetzung nicht ganz abzusprechen, gegen die sich Janowski im Live-Betrieb wohl verwahren würde. Konkurrenzaufnahmen dieser ersten Oper aus dem „Trittico“ sind so zahlreich nicht. Doch findet man von der Besetzung her (etwa unter Leinsdorf, Gardelli oder Maazel) weit Überzeugenderes. Und schließlich, wer hört Puccini schon wegen des Dirigenten?!

Robert Fraunholzer, 21.11.2020


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Kommentare

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Klaus Thiel
Starke Konkurrenz bekommt diese Aufnahme auch durch die heute zugänglichen Funkaufnahmen: unglaublich attraktiv die von 1938 unter Clemens Krauss mit Hildegarde Ranczak und dem jungen Peter Anders. Jede Anstalt brauchte wohl damals ihren "Mantel" - der ORF unter Loibner mit einer starken Christel Goltz, HR mit Aga Joesten unter Kurt Schröder, unglaublich attraktiv der WDR mit der heute vergessenen Helga Pilarczyk und Ernst Kozub, und sogar der DDR-Rundfunk mit Irmgard Arnold, Hermin Esser und Kurt Rehm. Jede dieser Aufnahmen ist bedeutender als die neue Dresdner Einspielung, die nur noch von der matten Pappano-Aufnahme unterboten wird.


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Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


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