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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Schubert

„Ins stille Land“ (Streichquartette D 74 & D 810, Lied-Bearbeitungen)

Signum Quartett

Pentatone/Naxos PTC5186732
(79 Min., 9/2019)

Allein schon die letzten Zeilen von Johann Senns Gedicht „Schwanengesang“ sind nichts für sensible Gemüter. „Er klagt’, er sang, vernichtungsbang, verklärungsfroh, bis das Leben floh“, heißt es da. Diese Zeilen hatte Franz Schubert zum gleichnamigen Lied „Schwanengesang“ D 744 vertont, mit dem nun das Signum Quartett sein aktuelles Schubert-Album „Ins stille Land“ ausklingen lässt. Arrangiert hat es der Ensemble-Bratscher Xandi van Dijk. Und die fahlen, choralartigen Eröffnungstakte rufen nicht nur ein letztes Mal all die existenziellen Ausnahmezustände in Erinnerung, die sich durch das „Stille Land“-Programm schlängeln. Das markante rhythmische Motiv dieser Liedbearbeitung erscheint einem jetzt wie das Echo jener Figur, die sich im langsamen Satz von Schuberts kurz zuvor verklungenem Quartett „Der Tod und das Mädchen“ findet.
Solche verblüffenden Querverbindungen stehen einmal mehr für die enorm kluge und kenntnisreiche Programmgestaltung, mit der das Signum Quartett seine etwas andere Schubert-Erkundung fortsetzt. Denn wie bereits auf dem 2018 veröffentlichten Album „Aus der Ferne“ haben die Musiker die Schnittstellen zwischen dem Quartett- und dem Liedkomponisten Schubert ausgelotet. Ingesamt sieben Lieder, die sich allesamt um die typischen Schubertschen Themen wie Sehnsucht, Abschied und Tod drehen, hat Xandi van Dijk für vier Streicher eingerichtet – wie etwa „Auf dem Wasser zu singen“ D 774 und „Das Grab“ D 330. Und natürlich darf auch das Lied „Der Tod und das Mädchen“ nicht fehlen, das Schubert eben für sein Quartett recyclen sollte. Dass sich daraus nun quasi ein Dialog zwischen den beiden Komponisten- und Gattungsseelen Schuberts entwickelt, dem man nicht einfach zuhört, sondern gebannt lauscht, ist dem einmal mehr hochkonzentrierten, gestalterisch dabei so wandlungsfähigen und zugleich empfindsamen Spiel der vier Musiker zu verdanken. Und gleich zu Beginn seines Albums macht das Signum Quartett auch entlang des Quartetts D 74 überdeutlich, was für ein begnadeter Melodienerfinder in dem gerade einmal 16-jährigen Schubert längst steckte.

Guido Fischer, 28.11.2020


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