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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Johann Strauss I, Johann Strauss II, Franz von Suppé u. a.

„Wiener Neujahrskonzert 2021“

Wiener Philharmoniker, Riccardo Muti

Sony 19439840152
(105 Min., 1/2021) 2 CDs

Bereits zum sechsten Mal dirigiert Riccardo Muti das Wiener Neujahrskonzert. Er war noch nie der lässigste, schwungvollste, beste. Und diesmal sogar vor leerem Haus! (Applaus wurde bei der Live-Übertragung zwei Mal per Handy-Clap zugespielt.) In einer besonnenen, kleinen Ansprache wies Muti auf das Befremdungserlebnis hin, das solche Konzerte bei den Mitwirkenden hervorrufen. Und dann, zu aller Überraschung: Dies Konzert macht Laune.
Dass sieben der neunzehn Werklein noch nie zuvor bei einem Neujahrskonzert erklangen, ist gut – und spricht doch eigentlich gegen die Wiener Philharmoniker. Sie hatten, weil sie sich früher mit derlei Niederungen nicht gern befassten, noch nie einen Titel von Carl Zeller, Carl Millöcker oder Karl Komzák im Programm. Hier schon. Für Walzer wie „Bad’ner Mad’ln“, „Schallwellen“ oder den „Kaiserwalzer“ mag Muti weniger prädestiniert sein. Nach eigenem Bekunden ist er kein großer Tänzer – wie die meisten Dirigenten. Was auch noch mal eine Untersuchung wert wäre.
Die zackigen Sachen indes, so der „Fatinitza“-Marsch, Ouvertüren wie „Dichter und Bauer“ sowie Quadrillen, Polkas und Galopps liegen dem forschen Italiener vorzüglich. Hier paart sich lateinische Akkuratesse mit Wiener Durchgängertum. Die rasenden Titel, „Niko-Polka“, „Ohne Sorgen“ und „Stürmisch in Lieb’ und Tanz“, brausen herrlich, besinnungslos dahin. Den süßen Ton und die feinen Schaumkröchen macht den Wiener Philharmonikern ohnehin niemand nach.
Kaum fassbar, aber wahr: Noch nie seit Willy Boskovsky haben die Wiener Philharmoniker derlei Werke ohne Publikum aufgenommen. Nicht mal Karajan oder Maazel durften das. So erweist sich der Nachteil des leeren Saals als Vorteil. Dies ist die erste digitale Quasi-Studioaufnahme der Wiener Philharmoniker – mit Walzern.

Robert Fraunholzer, 16.01.2021


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gemihaus
Zum Cafe-Plauderer: "Hier paart sich lateinische Akkuratesse mit Wiener Durchgängertum. Die rasenden Titel, 'Niko-Polka', 'Ohne Sorgen' und 'Stürmisch in Lieb’ und Tanz', brausen herrlich, besinnungslos dahin." 'Besinnungslos' scheint mir auch die Beurteilung dieses traurigen Wiener Neujahrskonzerts 2021. Professionell und routiniert allemal, zumal unterm recht launigen Muti, fehlte eben doch dieser Esprit vom animierten Wiener Publikums v.v. des animierenden Orchesters. Es fehlte die lebendige Resonanz, das 'live' des nur hier und jetzt. Respektabel, aber redundant.


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