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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Tone Poem

Charles Lloyd & The Marvels

Blue Note/Universal 3526341
(70 Min., k. A.)

Als Charles Lloyd 2016 seine neue Band zusammengestellt hatte, nannte er sie „Marvels“, also Wunder. Das Album „Tone Poem“ unterstreicht die Ausnahmequalität dieser Band, die Country & Western mit Jazz, Free Jazz mit Träumereien und Energie mit Meditationen zusammenbringt. Wer die Besetzung der Wunderbaren ansieht, hätte kaum etwas anderes erwartet: Für das Countryfeeling stehen der Gitarrist Bill Frisell und der Steel Gitarrist Greg Leitz, während der Kontrabassist Reuben Rogers und der Schlagzeuger Eric Harland die Jazzseite verkörpern und Charles Lloyd selbst so ziemlich alles zwischen verträumter Tonseligkeit und eruptiver Kraft.
Den Anfang machen zwei Nummern aus der Feder des Melodienkönigs und Free-Jazz-Namensgebers Ornette Coleman: Die Ballade „Peace“ und „Ramblin‘“, letzteres in einer stark rock- und countryinfizierten Version, in die Lloyd höchst vergnügt Tonkugeln aus dem Saxofon stößt. Mit einer Coverversion von Leonard Cohens „Anthem“ dreht sich die Stimmung ins Besinnliche, und mit Lloyds „Dismal Swamp“ kommen Erinnerungen an den Flötenrockjazz von Herbie Mann in den 1960ern und Donovans „Mellow Yellow“ auf.
„Long life, still here, much seen…“ bilanziert Charles Lloyd in einem Gedicht zu den Titeln der einzelnen Stücke. Er war schon ein oder zwei Jahre über 80 alt – ein genaues Aufnahmedatum nennt das Booklet nicht, als die Aufnahmen entstanden. Nicht um der Zahl willen wirken sie altersweise, sondern weil Lloyd und die Marvels fernab jeder Hektik musizieren. Drei Minuten umkreisen Lloyd und Harland das Thema zu „Tone Poem“, bevor die Band eine fröhliche Karibik-Nummer daraus macht. „Monk’s Mood“, ein Klassiker aus der Feder von Thelonious Monk, kommt ebenso wie „Ay Amor“ als sanftmütige Ballade daher, und die vom Gitarristen Gabor Szabo in den 1960ern komponierte „Lady Gabor“ ist auch nach mehr als 60 Jahren ein unbeschwerter Springinsfeld. Mit einem „Prayer“ driftet das Album in einen weiten See aus weltentrückten Saxofonmelodien, weicher Percussion, sonoren Kontrabasssounds und sphärischer Gitarren. Marvellous.

Werner Stiefele, 13.03.2021


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