harmonia mundi HMM902350.51
(123 Min., 8 & 9/2020) 2 CDs
Das „Klag-Lied“ op. 76/II von Dietrich Buxtehude, ein generalbassbegleiteter Gesang, ist selten mit all seinen Strophen zu hören, dauert es doch fast 13 Minuten und ist dafür ein wenig zu schlicht. Auf dieser CD erklingt es in voller Länge und zählt doch zu den Highlights des Programms. Das liegt daran, dass die vor dem Hintergrund des recht weiten Tonumfangs eindrucksvoll androgyn klingende Gesangsstimme – leider sind im Beiheft den Soli grundsätzlich keine Namen zugeordnet – nicht nur ausgesprochen kreativ und geschmackvoll verziert, sondern auch mit bestechender, fesselnder Textnähe agiert. Auf diese Weise entsteht eine Ausdrucksdichte, die man auch in weiten Teilen des übrigen Programms ausmachen kann. Es mangelt ja nicht an Aufnahmen der „Membra Jesu nostri“ von Buxtehude, aber diese hier – in den Chorteilen mit doppelter Sängerbesetzung ausgestattet – kann man aufgrund der Delikatesse der wortgenerierten Gestaltung tatsächlich in der vordersten Reihe des CD-Regals aufbewahren. Guten Geschmack bewies Sébastien Daucé auch bei der Auswahl der weiteren Stücke auf diesem Doppelalbum: Buxtehudes „Membra“ sind normalerweise ein Eine-CD-Programm. Zusammen mit den übrigen Buxtehude-Nummern, Heinrich Schütz’ Sieben-Worte-Vertonung SWV 478 und vor allem dem völlig unbekannten „Lamentum“ von Lüdert Dijkman entsteht ein ungeheuer eindrückliches Trauermusiken- und Kreuzmeditationen-Programm, in das man sich einen langen Abend lang wirklich tief versenken kann.
Michael Wersin, 27.03.2021
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