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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Out of the Loop

Håkon Kornstad

Jazzland/Edel 1079342JZL
(51 Min., 3/2020)

Wenn es einen Bläser gibt, der einigermaßen gut mit den Kontaktbeschränkungen zur Abwehr der Corona-Pandemie klarkommen dürfte, ist es Håkon Kornstad. Denn im Gegensatz zu der Kollegenschaft an den Blasinstrumenten ist es der norwegische Saxofonist durchaus gewohnt, ohne die Mithilfe von Akkordzuarbeitern allein über die Runden zu kommen.
Das verdankt er seinem Interesse für die Möglichkeiten der Selbstvervielfältigung dank Loop-Pedal, das Melodien und Klänge in Endlosschleifen wiederzugeben vermag. Mithilfe dieser Technik gibt der Norweger schon seit Jahren bemerkenswerte Konzerte und hat auch schon mehrere Solo-Alben aufgenommen.
Natürlich macht Kornstad auch auf seinem neuesten einsamen Streich „Out of the Loop“ das, was man von einem durch die Electrojazz-Schule eines Bugge Wesseltoft gegangenen Musikers erwarten darf: Er erschafft auf der Grundlage von rhythmisiertem Ventilklappern, Zungenschnalzen und kehligen Riffs dunkel pulsierende Groove-Miniaturen. So etwa in den Stücken „Waking Arp“, „Bremen“ oder „Strut“, in dem der Norweger auch Gebrauch von einer fernöstlich klingenden „Flutonet“ macht (dahinter verbirgt sich eine mit einem Klarinettenmundstück gespielte Flöte).
Gleichwohl zeigt sich Kornstad bei seinen in der Sofienberg-Kirche in Oslo eingespielten Versenkungsübungen mehr an Texturen als an Clubtauglichkeit interessiert. In „Dewey Number“, einer Ehrbezeugung gegenüber dem Saxofonisten Dewey Redman, lässt er nach bluesigem Beginn einen faszinierenden Kanon entstehen, in dem sein Tenor mal wie eine Slide-Gitarre, mal wie ein gestrichener Kontrabass ertönt.
Vollends in andere Sphären gerät die Aufnahme, wenn der diplomierte Sänger mit Abschluss an der norwegischen Opernakademie Jean Sibeliusʼ „Der Diamant auf dem Märzschnee“ mit eiskristallklarer Tenor-Stimme vorträgt: Da werden die Saxofon-Schichten zu einem symphonischen Klangbett.
Es ist diese eigentümliche Stimmung zwischen Schlaf und Aufwachen, die „Out of the Loop“ auszeichnet. Ein Dämmerzustand, den viele, die dem Albumtitel entsprechend aus allen Zusammenhängen gerissen wurden, nur zu gut kennen. Kornstad hilft beim behutsamen Auftauchen. Man könnte es auch als Dekompressionsmusik bezeichnen, was er da macht.

Josef Engels, 27.03.2021


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