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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Maurice Ravel, Olivier Messiaen, Claude Debussy u. a.

„Chère Nuit“ (Lieder)

Louise Alder, Joseph Middleton

Chandos/Note 1 CHAN20222
(80 Min., 9/2020)

Der Reiz dieses Albums ist die Programmzusammenstellung! Da finden sich neben „Schlagern“ wie Ravels „Shéhérazade“, Debussys „En sourdine“ oder Poulencs „Chemins de l’amour“ eine Reihe kaum bekannter Stücke, so etwa je drei „mélodies“ von Cécile Chaminade, Pauline Viardot und Olivier Messiaen (ein früher Zyklus von 1930), außerdem je ein Lied von Joseph Canteloube, Maurice Yvain und Alfred Bachelet. Der frühe Messiaen-Zyklus ist noch recht wenig personalstilistisch und gerade deshalb ein interessantes Zeugnis seiner ursprünglichen Anknüpfung an die Tradition. Pauline Viardots Lieder mag man in ihrer berückenden „Melodiosität“ als am eigenen sängerischen Bedarf und Plaisir der komponierenden Sängerin orientiert betrachten. Maurice Yvains „Je chante la nuit“ atmet den Geist des Chansons auf der Kleinkunstbühne und ist ein unkompliziert zauberhaftes Schlussstück des Programms.
Wie gesagt: Die Bandbreite des Repertoires ist ein großes Plus dieser Veröffentlichung. Das damit gegebene interpretatorische Versprechen der Vielfalt und Flexiblität kann Louise Alder dagegen nur bedingt einhalten. Ihre wohltimbrierte Sopranstimme funktioniert in allen Lagen gut, sie ermöglicht auch einen sicheren Zugriff auf das Brustregister, das gelegentlich gefragt ist. Allerdings ist der Reichtum der Farben und der anderen sängerischen Mittel begrenzt: Vibratoarm singt sie immer dann, wenn sie leise singt. Bei steigender Dynamik wird automatisch auch das Vibrato stärker – eine etwas starre Verknüpfung, die eine gewisse Einförmigkeit mit sich bringt. Was außerdem fehlt, ist eine größere Vielfalt der stimmlichen Farben: Erinnert man sich an Janet Bakers faszinierende Interpretation von Ravels „Shéhérazade“ unter John Barbirolli, dann vermisst man bei Louise Alder im Zusammenspiel mit dem Text eine wirklich breite Palette an dynamischen und klangfarblichen Abstufungen, die diese hochsensible Musik gerade im Falle einer (anders als in Bakers Aufnahme) klavierbegleiteten Darbietung wirklich zum fesselnden Erlebnis machen würde. Hauchen, Flüstern, schneidend gerade Töne auch im Forte – all dies würde Louise Alders sängerisches Ausdrucksspektrum noch maßgeblich erweitern und bereichern.

Michael Wersin, 05.06.2021


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