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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Carlo Gesualdo

Viertes Madrigalbuch

Ensemble Tarentule

Musicube/Note 1 SND 21014
(44 Min., k. A.)

Italienische Madrigale besonders der satztechnisch komplexeren Art leben hinsichtlich ihrer Wiedergabe grundsätzlich von möglichst sauberer Intonation. Voraussetzung hierfür ist der Einsatz von vibratoarmen bzw. vibratofreien Gesangsstimmen, die so ausgewählt sind, dass sie sich in ihrer jeweils idealen Lage bewegen können. Die Sängerinnen und Sänger müssen ihren „output“ intonatorisch und klangfarblich selbst perfekt kontrollieren können, damit im Zusammenspiel mit den anderen eine grundsätzliche Homogenität entsteht. Auf dieser Basis kann dann sensibel-textnah interpretiert werden, wofür wiederum die enge Vertrautheit mit der italienischen Sprache und deren phonetischen wie semantischen Nuancen unabdingbar ist. Wenn all diese Parameter stimmen, dann sind wahrhaft fesselnde, die Hörerschaft überwältigende Darbietungen etwa von Gesualdo-Madrigalen möglich: Es gilt, die harmonische, satztechnische und melodische Komplexität der Stücke, die der Komponist im Sinne einer nuancierten Textausdeutung eingesetzt hat, für die Hörerschaft möglichst umfassend zum Erlebnis zu machen. Wie sich das im Ergebnis anhört, demonstrieren seit vielen Jahren vor allem die italienischen Gruppierungen La Venexiana und Compagnia del Madrigale. Im Vergleich zu deren Einspielungen befindet sich das, was auf der vorliegenden CD zu hören ist, allenfalls in einem noch rohen Anfangsstadium. Das Unglück beginnt damit, dass sich die Sängerinnen und Sänger des Ensemble Tarentule trotz hoher Schlüsselung der Originale nicht eine Quart- oder zumindest Terztransposition nach unten vornehmen. Dadurch befinden sich die Gesangsstimmen über weite Strecken in einer unbequem hohen Lage. Vor allem im Sopran, aber auch im Bass führt dies immer wieder zu Verzerrungen und Intonationstrübungen. Das muss freilich nicht zwangsläufig so sein: Auf YouTube findet sich ein Mitschnitt des ersten Madrigals des Albums von derselben Gruppe aus dem Jahr 2015. Auch dort wurde die hohe Lage gewählt, aber die drei oberen der insgesamt fünf Partien waren mit anderen Sängerinnen und Sängern besetzt als auf der CD. Im direkten Vergleich zeigt sich die mangelnde Eignung zumindest eines Teils der Besetzung hier. Die wundervollen Stücke von Gesualdos „Viertem Madrigalbuch“ werden hinsichtlich ihres breiten Ausdrucksspektrums in der vorliegenden Interpretation daher leider allenfalls schattenhaft erkennbar.

Michael Wersin, 26.06.2021


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