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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Cloudland

Lars Danielsson Liberetto

ACT/Edel 1099222ACT
(49 Min., 9/2020)

Der großartige dänische Bassist Niels-Henning Ørsted Pedersen hätte 2021 seinen 75. Geburtstag gefeiert. Dass man sich 16 Jahre nach seinem viel zu frühen Tod dankbar an ihn erinnert, liegt auch an Musikern wie Lars Danielsson. Im Bass des Schweden schlummert viel von dem dänischen Vorbild: der herzerwärmend singende Ton, die Liebe für die skandinavische Folklore sowie eine stupende Fingerfertigkeit, die nie zum Selbstzweck verkommt.
Im Falle von Danielsson, der nach einem NHØP-Konzert beschloss, sich neben dem Cello-Studium auch dem Kontrabass zu widmen, kommen noch einige andere Elemente hinzu. Etwa die dezidierte Prägung durch die Klassik und der Blick für nordafrikanische und orientalische Melodie- und Rhythmus-Ornamentik. All das fließt in die Musik von Danielssons Band Liberetto ein, die im zehnten Jahr ihres Bestehens mit „Cloudland“ ihr viertes Album vorlegt.
Von der Vorgängeraufnahme „Liberetto III“ ist die Kernbesetzung mit Pianist Grégory Privat, Gitarrist John Paricelli, Trompeter Arve Henriksen und Drummer Magnus Öström geblieben, als klanglicher Neuzugang bei drei Stücken fungiert der aus Syrien stammende Klarinettist Kinan Azmeh. Dieser ist mitverantwortlich dafür, dass die schwungvolle 7/4-Takt-Nummer „Desert of Catanga“ saharaheiß in Richtung „Take Five“ tänzelt.
Überhaupt scheint das titelgebende „Cloudland“ in den unterschiedlichsten Weltregionen zu liegen. Denkt man bei Stücken wie „Yes to You“ und „Vildmark“, in dem Danielsson sein fünfsaitiges Bass-Cello-Hybrid seelenvoll streicht, unweigerlich an weite nordische Landschaften, so könnte „Nikitaʼs Dream“ in Cinecittà als Soundtrack für eine italienische Kino-Romanze entstanden sein. Auch „Tango Magnifique” trägt einiges von Ennio Morricone oder Nino Rota in sich, beginnt jedoch wie ein bislang unveröffentlichter Track aus den „Birth of the Cool“-Sessions von Miles Davis.
Selbst wenn Danielsson im Verlauf der Aufnahme mal zur Kastenhalslaute Guembri greift oder sein Cello verzerrt aufheulen lässt wie eine Rock-Gitarre, wirkt das Album keineswegs unentschieden sprunghaft. Was nicht nur an den Mitmusikern liegt, die ihren Personalstil ganz in den Dienst der jeweils geforderten Song-Atmosphäre stellen, sondern auch an den Kompositionen des Bandleaders. Diese sind extrem durchdacht mit ihren weitgespannten Melodien und gleichzeitig gazehaft durchlässig für Ad-hoc-Stimmungswechsel.
Wenn Danielsson am Schluss im Duett „Imagine Joao“ an der Seite des Gitarristen John Paricelli seinen Bass zum Singen bringt wie ein weiser Bossa-Nova-Veteran, dürfte sicher sein: NHØP hätte das gefallen.

Josef Engels, 14.08.2021


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