Signum Classics/Note 1 SIGCD681
(68 Min., 2014–2019)
Die vierte Folge der Fauré-Lieder-Gesamteinspielung von Malcolm Martineau bringt ein höchst erfreuliches Wiederhören mit dem Tenor John Mark Ainsley: Er war 2016 an Leukämie erkrankt und hatte sich aus dem aktiven Gesangsbusiness zurückgezogen. 2018 ist er offensichtlich immerhin ins Studio zurückgekehrt, um mit Martineau unter anderem die wunderschöne „Chanson d’amour“ und einige weitere reizende Titel einzuspielen. Sein Gesang ist, abgesehen vielleicht von einem etwas angestrengten Spitzenton in „Larmes“, wahrlich zauberhaft. Erfreulich ist auch die Stimmfarbe von Iestyn Davies, der als Countertenor historisch gesehen wohl eher ein Kuriosum in diesem Repertoirezusammenhang ist, aber die Rechnung geht auf – schon vor längerer Zeit hatte ja Daviesʼ Kollege Philippe Jaroussky mit einem gemischten Mélodie-Rezital bewiesen, dass dieses Stimmfach in mancherlei Hinsicht sehr gut zum französischen Lied passt. Weitaus lieber jedenfalls hört man Iestyn Davies zu als Isobel Buchanan, deren merkwürdig androgynes Timbre leider massiv durch starkes Vibrato getrübt ist. Im Zentrum des Programms steht der famose Verlaine-basierte Zyklus „La bonne Chanson“, einstmals vorbildlich interpretiert durch Gérard Souzay. Martineaus Entscheidung, ihn in seiner Produktion der brillanten Kitty Whately anzuvertrauen, erinnert daran, dass immer wieder auch Frauen diesen Zyklus gesungen haben – man denke an die Belegaufnahme von Suzanne Danco. Der Bariton John Chest nimmt sich des anderen Zyklus in dieser Folge an: „L’horizon chimérique“ ist bei ihm in sehr guten Händen. Für die vielleicht größte Überraschung sorgt indes Ann Murray: Die irische Mezzosopranistin hat leider nur ein einziges kurzes Gastspiel mit der „Vocalise 21“. Diese 58-Sekunden-Nummer liefert die 1949 geborene Sängerin allerdings mit einer so entwaffnend schönen, mädchenhaften, perfekt geführten Stimme ab, dass man einige Male staunend die Repeat-Taste betätigen muss. Frei nach Goethe: „Verweile doch, du singst so schön“.
Michael Wersin, 04.09.2021
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