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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Richard Strauss

„Don Quixote“, „Till Eulenspiegels lustige Streiche“

Jean-Guihen Queyras, Tabea Zimmermann, Gürzenich-Orchester Köln, François-Xavier Roth

harmonia mundi HMM 902370
(64 Min., 1, 2 & 7/2019)

Ohne seine auf historischen Instrumenten spielenden Musiker von Les Siècles, aber am Pult eines historisch mit den Uraufführungen der hier präsentieren Werke verbundenen Klangkörpers profiliert sich François-Xavier Roth als souveräner Strauss-Dirigent voller kreativer Klangideen. Kongenial brillieren im „Don Quixote“ Jean-Guihen Queyras und Tabea Zimmermann gemeinsam mit dem Gürzenich-Orchester Köln, das diese sinfonische Dichtung und den ebenfalls auf dem Album enthaltenen „Till Eulenspiegel“ 1895 bzw. 1898 uraufführte. Queyras ist außerdem in der „Romanze für Cello und Orchester“ zu hören, die Strauss als 19-Jähriger komponierte und die erst 1986 nach über einhundert Jahren der Vergessenheit entrissen worden ist.
Ein opulentes Programm, das die Bandbreite der Kompositionskunst von Richard Strauss in der ersten Hälfte seines Komponistenlebens zeigt: In puncto Stil und Sujet schon fast ein Anachronist, in Sachen Orchesterbehandlung und -erziehung dennoch in vieler Hinsicht ein Pionier offenbart der „sinfonische Dichter“ Strauss hier die ganze Ambivalenz seiner künstlerischen Positionierung zwischen Meidung der Tradition und Anknüpfung an dieselbe. François-Xavier Roth gelingt es, die volle Üppigkeit und Virtuosität der Stilistik auf Basis eines überaus gewissenhaften Umgangs mit den komplexen Partituren in eine für unsere Zeit sinnstiftende interpretatorische Wirklichkeit zu überführen. Historischer Ansatz hin, historischer Ansatz her: Wir glauben nicht, dass es Ende des 19. Jahrhunderts tatsächlich so geklungen haben kann, schon allein deshalb nicht, weil Straussʼ sinfonische Werke einzelne Orchestermitglieder seinerzeit bis an den Rand ihrer Möglichkeiten forderten und weil die Orchesterkultur es allein aus anstellungstechnischen Gründen nicht zu solcher Perfektion gebracht haben kann. Aber freilich: Diese Aspekte lassen sich auch bei einer historisch informierten Herangehensweise nicht nachstellen. Was indes sinnvoll scheint und hier definitiv verwirklicht wurde, ist der Verzicht auf eine der Musik übergestülpte Hyper-Brillanz und Überspanntheit, wie sie der Dirigenten-Starkult ab der Mitte des 20. Jahrhunderts häufig mit sich brachte. Roth scheint als Interpret stets allein aus der Partitur zu argumentieren, er findet seine Klangvorstellungen immer im Werk und seiner Stilistik selbst. Diesen Ansatz führt er zur Perfektion und überzeugt damit – restlos.

Michael Wersin, 04.09.2021


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