Alpha/Note 1 ALP748
(103 Min., 6 & 10/2020) 2 CDs
Eine Schubertiade der allerletzten Werke, aber nicht versinkend in (Selbst-)Mitleid und Melancholie. So präsentiert sich eine bestens untereinander bekannte Spieltruppe aus Freunden, Geschwistern, Ehepartnern auf diesem Doppel-Album, das den nicht von Franz Schubert so genannten, nie zyklisch intendierten „Schwanengesang“ sowie das eine Deutschverzeichnisnummer tiefer notierte Streichquintett D.956 zu einer sinnigen Zusammenstellung versammelt. Zum einen, weil die Kombination Tenor/Klavier und Streicher dem Kammermusiker, von dem wir gar nicht wissen, wie sehr er sein nahes Ende ahnte, sehr gerecht wird. Und zum anderen, weil sich da bestimmte melodische Linien und Themen widerspiegeln, ja fortentwickeln. Und auch wenn sich die Aufnehmenden beider Alben nicht begegnet sind, so scheint der über den jeweilige Rand schwappende Zusammenhalt in der Musizierhaltung zu greifen. Man scheut den Ausbruch, musiziert versiert, intuitiv einander vertrauend, da ist nichts Gemachtes, dafür ein feiner Fluss. Julian Prégardien widmet sich mit Martin Helmchen als wachem, durchaus tonangebendem Begleiter den 13 Liedern des Schwanengesangs in eigener Reihenfolge und ohne die „Taubenpost“. Dafür folgen nach der Rellstab-Abteilung ein „Lied ohne Worte“ (op. 30/I) von Felix Mendelssohn und das Schubert-Lied „Schwanengesang“ D.744 sowie nach der Heine-Werkgruppe Fanny Mendelssohns „Schwanenlied“ – ebenfalls auf einen Heine-Text. Alles sehr entspannt um erzählerischen Ausdruck bemüht, auch wenn Prégardiens helles Timbre ein wenig neutralisierend wirkt. Das zweite Album füllt das Quintett mit der bewährten Truppe Christian Tetzlaff, Florian Donderer, Rachel Roberts, Tanja Tetzlaff und Marie-Elisabeth Hecker. Das ist intelligente, klug durchgearbeitete Kammermusik – weil prima ausgepegelt in der durchaus sinfonischen Anlage, der entrückten Klangschönheit und den dramatischen Kontrasten.
Matthias Siehler, 11.09.2021
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