home

N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



Responsive image
Johannes Brahms

Klaviersonaten 1 & 2, Rhapsodien op. 79

Garrick Ohlsson

Note 1/Hyperion CDA68334
(69 Min., 11/2019)

Johannes Brahms begann seine Karriere als Klaviervirtuose und knüpfte mit seinen Sonaten, die aus der frühen Schaffenszeit stammen, deutlich an die Klaviersonaten Ludwig van Beethovens an. Gleichzeitig strebte der junge Musiker, der sich 1853 den Schumanns in Düsseldorf vorstellte, aber auch schon ins Romantische: Die Volksliedbearbeitung, die als zweiter Satz der ersten Sonate erklingt, weist in diese Richtung. Und, das hörten auch die Schumanns: Sein wuchtiger, vollgriffiger Klaviersatz lässt den zukünftigen Orchesterkomponisten vorausahnen. Eine Wundertüte also, dieser Nachwuchskünstler, noch nicht entpackt – entsprechend fasziniert reagierte Robert Schumann, der ihn in seiner „Neuen Zeitschrift für Musik“ mit sehr poetischen Worten der Welt als einen der großen Kommenden ankündigte.
Die Vielschichtigkeit des Brahmsschen Begabungspakets, die sich in den Sonaten schon ankündigt, ist freilich auch Ausdruck einer Ambivalenz, die es der Musikwelt schon zu Lebzeiten und auch noch viel später schwer machte, ihn einzuordnen: Klassizist, Romantiker, Modernist? Garrick Ohlsson entlockt den ersten beiden Sonaten und den Rhapsodien op. 79 jedenfalls die ganze Breite des ihnen innewohnenden Spektrums – wobei es ja zunächst einmal gilt, die teils horrenden technischen Schwierigkeiten zu bewältigen. Damit scheint der 73-jährige Amerikaner nicht die geringste Mühe zu haben. Sein Spiel ist nicht nur technisch absolut sicher, sondern dazu auch im größten Getümmel stets klanglich ausgewogen, geschmeidig in der Verbindung horizontaler wie vertikaler Zusammenhänge, insgesamt einfach ausgesprochen organisch. Nicht mehr – und nicht weniger – braucht es, um in diesen komplexen Stücken das „Dahinter“ hörbar zu machen, mit dem Brahms an seinem Punkt der Musikgeschichte die Vergangenheit aufgreift, die Gegenwart rezipiert und Zukunft hier und da vorausahnen lässt.

Michael Wersin, 02.10.2021



Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der spätbarocke Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) begründete seinen Ruhm durch die 1712 entstandene Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“. Mit dieser hochemotionalen Schrift war er so erfolgreich, dass gleich 13 zeitgenössische Komponisten diese vertonten, darunter Händel, Keiser, Mattheson und Stölzel. Auch Georg Philipp Telemann lernte den Text 1716 kennen und schrieb in seiner Autobiographie, dass „dessen Poesie von allen […] mehr


Abo

Top