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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Chutes and Ladders

Christoph Stiefel Inner Language Trio

nWog/Edel 1087988NWO
(53 Min., 12/2020)

Es ist möglicherweise nur ein Zufall, dass das Cover von „Chutes and Ladders“ gewisse Parallelen mit der Albumhülle von Dave Brubecks Klassiker „Time Out“ aus dem Jahr 1959 aufweist. Es lässt sich allerdings nicht von der Hand weisen, dass dem Schweizer Christoph Stiefel mit seiner Einspielung ein ähnliches Kunststück gelungen ist wie seinem amerikanischen Pianisten-Kollegen. So, wie Brubeck damals sein Konzept der krummen Takte in eine allgemeinverständliche Form zu gießen vermochte, so verhält es sich jetzt auch mit Stiefels strukturellem Alleinstellungsmerkmal – der Isorhythmie.
Der Schweizer ist bekannt dafür, dass aus dem Spätmittelalter stammende Kompositionsprinzip schlüssig auf die Jazzmoderne übertragen zu haben. Mit „Chutes and Ladders“, dessen Namen sich dem bei Kindern beliebten Leiterspiel verdankt, schafft es Stiefel nun, die perfekte Balance zwischen der gelegentlich etwas rigide wirkenden Formstrenge seiner ostinat zirkulären Figuren und einem Sinn fürs Verspielte und Vertraute zu etablieren.
Da verwandelt sich etwa bei der Nummer „Ombres“ ein vorsichtig im Kreis schleichendes Motiv nach und nach in ein hypnotisches Hardbop-Stück aus den späten 1950ern – ohne eine nostalgische Nachempfindung zu sein. Drummer Tobias Backhaus und Bassist Lukas Traxel belassen es bei der Andeutung einer Swingbegleitung und halten die Komposition so in einer reizvollen Schwebe zwischen Verbeugung vor der Tradition und der charakteristischen Spielhaltung des Trios.
Um bei dem Bild der Leiter zu bleiben: Stiefel und seine Begleiter scheinen es bei ihrer zweiten gemeinsamen Aufnahme mehr auf die Zwischenräume als auf die trittsicheren Sprossen abgesehen zu haben. Dadurch gewinnt die Einspielung trotz des nach wie vor vorhandenen Strukturbewusstseins der Beteiligten eine Leichtigkeit, die sympathisch einnehmend wirkt: Sei es, dass man sich im Falle von „Cut a clearing in the wilderness“ ein wenig an Vince Guaraldi und seine „Peanuts“-Melodie erinnert fühlt oder bei „Salomon’s dream“ gar an die spacige Verträumtheit von E.S.T. – klar ist jedenfalls, dass Christoph Stiefel sich und den Zuhörenden zu seinem 60. Geburtstag ein zeitlos schönes Geschenk gemacht hat.

Josef Engels, 02.10.2021


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