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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Jean-Philippe Rameau

Platée

Les Arts Florissants, William Christie

harmonia mundi HAF 8905349.50
(134 Min., 12/2020) 2 CDs

Es ist eine „b’soffene G’schicht“, könnte man in Anknüpfung an die jüngere österreichische Historie formulieren: Menschen und Götter werden gleichermaßen verspottet in dieser Comédie lyrique, zu der die allegorischen Figuren Thalie und Momus, die für die Komödie und die Satire als solche stehen, den weinseligen Schauspieler Thespis inspirieren. Jupiter führt seiner Frau Junon mittels einer fingierten Affäre mit der hässlichen Nymphe Platée die Gegenstandslosigkeit ihrer enervierenden Eifersucht vor Augen. Eine Menge Ulk und Klamauk prägt die Handlung dieser 1745 uraufgeführten Oper von Jean-Philippe Rameau. Wenn man sie nicht auf der Bühne erlebt, sondern an den heimischen Lautsprecherboxen anhört, fehlt freilich die gesamte visuelle Ebene. Was gerade so abgeht, begreift man – mit dem Beiheft in der Hand, denn den französischen Text versteht man in der Regel nicht unmittelbar – vollends nur durch den Duktus der Musik und durch die Art der Darbietung, und zu dieser gehört so einiges: Dynamik und Artikulation des stets unter Hochspannung, aber auch mit höchster Präzision agierenden Orchesters, besonders die kreative, eng am Text und seinen Affekten orientierte improvisierte Continuo-Aussetzung. Auf sängerischer Ebene eine häufig knapp an einem wie auch immer gearteten Bel-Canto-Ideal vorbeischrammende vokale Manieriertheit, die, perfekt am Text entlang, in der Regel passgenau mit dem Habitus der instrumentalen Ebene korreliert. Parodie, Albernheit, exaltierte Übertreibung – Stilmittel, die man vollends wohl nur bei gleichzeitigem Blick auf die Bühnenhandlung ganz und gar genießen könnte. Eine interpretatorische Leistung von William Christie und seinen „Arts Florissants“, die ihresgleichen sucht – und dennoch bewegt den Hörer oft die Frage, ob diese Oper auch visuell zu verfolgen (DVD oder Blu-ray, Unitel/Naxos) nicht doch deutlich mehr Freude macht.

Michael Wersin, 30.10.2021


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