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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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SuperBlue

Kurt Elling

Edition/The Orchard-Bertus/Membran EDN1174
(49 Min., 10/2020 - 2/2021)

Für Vertreter der reinen Jazzlehre ist der Hinweis in der CD-Hülle ein wahrer Graus: Instrumentalisten und Sänger standen nicht gemeinsam im Aufnahmestudio, sondern spielten ihre jeweiligen Rhythmus- und Vokalspuren zu verschiedenen Zeiten und an unterschiedlichen Orten ein. Wo bleibt da die Interaktion? Das kann man doch nicht machen!
Irrtum. Kann man. Denn die musikalische Stilistik, in der sich der für den Album-Vorgänger „Secrets Are the Best Stories“ höchst verdient mit dem Grammy ausgezeichnete Jazzgesangstitan Kurt Elling nun auf „SuperBlue“ bewegt, verzeiht das aus der Not der Kontaktbeschränkungen geborene Vorgehen vollauf: Es geht nämlich um den Funk und seine Verwandten aus den Gefilden von HipHop, R&B und Soul. Dort gilt das Primat des Grooves. Und Charlie Hunter an seinem irren Gitarren-Bass-Hybrid sowie die beiden Jungspunde DJ Harrison an den Keyboards und Corey Fonville an den Drums erweisen sich als veritable Großmeister in dieser Disziplin. Ihre (zusammen eingespielten) Tracks aus dem Geiste eines James Brown oder Johnny Guitar Watson sind so dichtmaschig, dass Elling dazu auch das Telefonbuch von Chicago vorlesen könnte, ohne dass man irgendeine Enttäuschung spüren würde.
Sollte der Sänger mit der Aufnahme auf ein jüngeres Publikum und HipHop-Fans schielen wollen (worauf die Interpretation des Roots-Hits „The Seeds“ mit seinem höchst schlüpfrigen Text schließen lässt), so macht er es allerdings nur zu seinen Konditionen. Denn ungeachtet gelegentlicher Ausflüge in croonenden Pop-Gesang à la Steely Dan oder Hall & Oats bleibt Elling sich und seinen vokalen und lyrischen Erkennungszeichen treu.
So gestaltet er die flexiblen Gesangslinien in der Sarah-Vaughan-Hommage „Sassy“ so, als sei er ein Mensch gewordenes Bebop-Saxofon. Als ausgewiesener Blue-Eyed-Soul-Zyniker präsentiert er sich in dem Schunkler „Can’t Make It with Your Brain“, der sich über Verschwörungstheorien echauffiert. Und in der Tom-Waits-Nummer „Circus“ verzichtet Elling wiederum ganz auf den Gesang und gibt den raubeinigen Moritaten-Erzähler, dem man an seinen aufgesprungenen Lippen hängt.
Selbst Ellings Spezialbegabung für das einfühlsame Betexten von Instrumentalwerken kommt auf „SuperBlue“ zum Zug: Wayne Shorters „Where to Find It“ und vor allem Carla Bleys „Lawns“ geben dem Sänger die Möglichkeit, sich ganz von seiner weichsamtenen Seite zu zeigen. Da ist es ganz unerheblich zu wissen, auf welche Weise die Magie im Studio zustande kam.

Josef Engels, 13.11.2021


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