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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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„Fractal Beauty”

Klaus Paier, Asja Valcic, Gerald Preinfalk

Skip Records/Soulfood SKP 9151
(58 Min., 9-11/2020)

Am Jahresende blickt man zurück. Man sortiert die Stapel der nicht weggeräumten CDs, legt die, die man nochmals anhören wollte, in den Player, entscheidet, ob sie endgültig im Archiv landen oder immer noch neben der Anlage als Medizin für besonderes Wohlbefinden bleiben sollen. So halte ich es jedes Jahr. Und dann habe ich mich geärgert: Die Disc „Fractal Beauty“ habe ich beim Zusammenstellen meiner Rezensionsvorschläge übersehen, weil sie vorschnell bei diesen ganz besonders schönen, unbedingt nochmals anzuhörenden gelandet war. Aber noch ist nicht aller Tage Abend: Die zwölf Stücke sind so wunderschön, dass ich den Hang zur Aktualität hintenanstelle und sie mit einem halben Jahr Verspätung empfehle.
Bei jedem Hören faszinieren mich die Lebensfreude, der Humor, Dynamik und Farbenpracht sowie die musikalische Präzision. Weich, zart, zurückhaltend lässt Klaus Paier die Töne aus Akkordeon und Bandoneon wehen, und wo es nötig ist, schwellen die Klänge auch fast orgelartig an. Oder sie wirbeln – oft in trauter Eintracht mit denen aus Klarinette, Sopransaxofon oder Bassklarinette von Gerald Preinfalk so vergnügt wie die Tänzer auf einer Dorftenne, während Asja Valcic auf dem Cello den Rhythmus unterstreicht. Es gibt so viele Schattierungen in dieser Musik, dass es Seiten füllen würde, all die Facetten aufzuführen.
Zu welchem Genre zählt sie? Ist das Jazz? Sicher nicht, wenn man die amerikanischen Maßstäbe nimmt. Und nach europäischen? Wird überhaupt improvisiert? Wahrscheinlich nicht, denn die drei musizieren so wunderbar verzahnt, wie das eigentlich nur bei ausgeschriebenen Kompositionen der Fall sein kann. Hören wir also Kammermusik? Die hat sich im Bereich der Neuen Musik so weit von einem derart gefühlvollen Wohlklang entfernt, dass die brüchige Schönheit der zwölf Stücke nicht ins Schema passt.
Die Instrumente, die Art der Melodien: Das verweist ins Reich der traditionellen, regional verwurzelten Volksmusik – ähnlich, wie die Tangos von Astor Piazzolla die Musik der argentinischen Kneipen auf das Niveau der klassischen Kunstmusik gehoben hat. Klaus Paier, Asja Valcic und Gerald Preinfalk gelingt ein ähnliches Kunststück mit den europäischen Traditionen, eine einzigartige, sehr persönliche Kammermusik jenseits der gängigen Schubladen. Ich werde die Disc auch 2022 neben der Anlage zum Musikgenuss für besondere Stunden liegen lassen. Auf ein frohes, friedliches, genussvolles neues Jahr!

Werner Stiefele, 18.12.2021


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