Eine kleine, sonore Melodie vom Baritonsaxofon, hinter die sich sanft der Klang eines gestrichenen Kontrabasses schleicht: So beginnt „Une hirondelle ne fait pas le printemps“ auf „Tandem“, der Duoscheibe von Alexandra Lehmler und Matthias Debus. Die Mannheimerin spielt in den dreizehn Stücken des Albums Sopran-, Alt- und Baritonsaxophon, Klarinette und Bassklarinette sowie Flöte, während er beim Kontrabass bleibt. Nur im vergnügt hin- und her schwingenden „Take Off“ bilden die beiden einen Playback-Background-Chor.
Im Sommer 2021, also in den wenigen Wochen des Jahres, in denen erste Impfungen und das warme Wetter die Hoffnung auf ein halbwegs von den Pandemiesorgen befreites Leben möglich erscheinen ließen, ließ sich das Duo im Ludwigsburger Studio Bauer auf eine Reihe musikalischer Zwiegespräche ein. Die folgen keinem festen Schema, sondern nutzen die Fülle der Möglichkeiten für derartige Begegnungen. In „Tandem Ride“ gibt der Bass als Mini-Rhythmusgruppe das Fundament für einen Saxofon-Höhenflug, und in „Ikarus“ schwebt ein durch Playback entstandenes Bläserensemble mit Kontrabassbegleitung elegant und sicher durch die Lüfte, bevor es – im Gegensatz zur Sage – sicher landet. Auch in „Flieg, kleiner Vogel“ legen sie mehrere Spuren übereinander, wobei der gefiederte Geselle gegen Ende bei einem Motiv ankommt, das – bei Unschärfen – an den Schlager „Les Champs-Elysées“ erinnert. Diese Idylle bricht „Schräge Vögel II“ mit herzhaftem Free-Grollen des Baritonsaxofons auf. Brüchig-free wirken dagegen „Schräge Vögel I“, während „Schräge Vögel III“ wie der verträumte Blick auf eine weite Landschaft wirkt. Mit „Am seidenen Faden“ krönt die abwechslungsreiche, intime Titelfolge, indem sich Bass und Altsaxofon frei und selbstbewusst umgarnen und herzen. Schön wäre, dieses Repertoire im Sommer 2022 live und sorgenfrei hören zu können.

Werner Stiefele, 01.01.2022

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