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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Edvard Grieg

Lieder

Lise Davidsen, Leif Ove Andsnes

Decca/Universal 002894852254
(80 Min., 9/2021)

Es fühlt und hört sich so an, als sei ihnen nichts aufgezwungen, als sei diese hohe Schule des Kunstlieds, die diese beiden Künstler hier auf das Sympathischste exerzieren, die größte Natürlichkeit überhaupt. Dabei könnte es natürlich auch ein Klischee sein, dass ausgerechnet zwei Norweger Edvard Grieg besonders richtig, gut und wahrhaftig interpretieren mögen. Doch wir wollen es gern glauben, so unmittelbar fesseln die Sopranistin Lise Davidsen und der wieder einmal als einfühlsam nuancenreicher Begleiter auftretende Leif Ove Andsnes. Dabei verfügt die Davidsen über eine gefährlich große, üppig füllige Stimme, die mit enormer Lautstärke die Tigerin aus dem Tank lassen kann, die aber zu schnurren und sich klein zu machen vermag. Das ist weiche Süße, aber auch sämige Herbheit, da sind Spitzen, aber keine Schärfen. Und da ist eine zartfühlende Freude, dazu auch das auflodernde Gefühl, ja die dunkle Ahnung. Das passt gleich zu Anfang ganz ausgezeichnet zu Griegs Lied-Hauptwerk, dem achtteiligen Zyklus „Haugtussa“ nach einem Volksepos von Arne Garborg, so etwas wie ein nordisch-naturwüchsiges „Frauenliebe und -leben“ zwischen Naturmystik und Psychoanalyse. Die weiteren Sammlungen lassen nordische Folklore nachklingen. Grieg, der in Leipzig studierte, hat freilich auch deutsche Dichter vertont, mal tief und schwer, mal leicht und mit „Tanderadei“. In anderem Liedrepertoire hat man bemerkt, dass Lise Davidsen erst noch auf der Suche nach einer eigenen Interpretation ist. Aber sie, die von Anfang an diese Kunstform gerade auch für ihre Stimme als lohnenden Parcours fokussiert hat, scheint in dieser Klangwelt wie Wortsphäre völlig eins mit sich. Es fließt, es tönt, es begeistert – still und auch jubelnd, 28 Nummern lang.

Matthias Siehler, 22.01.2022


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Kommentare

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gemihaus
Lisa Davidsen, der neuerkorene Star 'einer Stimme unter Millionen' ist sicherlich eine wieder-erkennbare mit dunkel gefärbten timbre, das wie auch immer charaktervoll klingt. Was die norwegischen Lieder anbelangt, im Konzert erprobt und begleitet von Landsmann Andsnes, hört sich alles sehr stimmig differenziert 'verlautbart' an. Mein Einwand, schon bei den Opernrollen, gilt allerdings der deutsch-sprachigen Diktion: wenig idiomatisch artikuliert und darum selten textverständlich. Welchen Sinn macht Liedgesang, der vollmundig schön vocalisiert klingt, aber nicht verstehbar ist?


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