Sie swingen. Wie in den 1950ern. Aber nicht etwa so üppig wie die Mainstreamer und Bebopper, sondern verhalten wie die coolen Typen um Jim Hall oder Jimmy Giuffre. Nur etwas rauer, weniger elegant und auch nicht ganz so entdeckungsfreudig. Eben kammermusikalisch und nicht – wie man damals die Alternative nannte – hot, also nicht hitzig, nicht aufbrausend, nicht sprunghaft sondern ebenmäßig, gediegen, in sich ruhend, gelassen. Das verleiht den neun Stücken ein zeitloses Flair, zumal der Kornettist Kirk Knuffke im „Beale Street Blues“ und im „St. Louis Blues“ stellenweise auf Armstrong’sche Wendungen zurückgreift, ohne dessen strahlende, druckvolle Intonation zu imitieren, andererseits aber auch an das verwaschene, luftdurchdrungene Spiel von Lester Bowie (nur ohne Avantgardeanspruch) anklingen lässt.
Drei Titel hat Møllehøj beigesteuert, zwei stammen von Kirk und aus dem Repertoire der Jazzklassiker haben sie Duke Ellingtons „Just Squeeze Me“ und George Gershwins „’s Wonderful“ ausgewählt. Hätten sie den Knuffke zugeschriebenen Titel nicht „Elisabeth Town“ genannt, hätte man ihn für eine Variante des durch die Rockgruppe „The Cream“ 1968 zum Hit gewordenen Willie Dixon-Klassiker „Spoonful“ halten können. Einen Schlagzeuger brauchen die drei Herren hierfür nicht, und auch auf einen Pianisten können sie locker verzichten. Stattdessen sorgen der Gitarrist Per Møllehøj und der Kontrabassist Thommy Andersson mit atmosphärischem Akkordspiel und in diese verwobenen Einzeltöne sowie dunkel grundierenden Basstönen für ein von Aufregungen freies Ambiente. Dabei naschen sie mit ihrem Löffelchen von vielen Stilen der Jazzgeschichte, dass die 40 Minuten der Disc wie im Flug vergehen.

Werner Stiefele, 29.01.2022

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