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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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„Dreamers“

Mark Lockheart

Edition Records/Membran EDN 9791
(54 Min., 12/2020)

So richtig jung ist der 1961 geborene Brite Mark Lockheart wirklich nicht mehr. Aber neugierig ist er. Und offen für Grenzüberschreitungen. Das war so, als er in den 1980er-Jahren mit der Bigband Loose Tubes einen heiteren Zwitter aus Jazz, Pop und Latin in die Charts brachte und als er in den 2000ern mit Polar Bear Jazz und Rock vereinte. Auch auf dem 2020 eingespielten Album „Dreamers“ bringt er – diesmal stark von Electronics geprägt – die Klangwelten von Popularmusik und Jazz zusammen. So versetzt das Titelstück in eine magische Welt mit dunkel wabernden Sounds, hellen, verfremdeten Klängen und anderen Erinnerungen an die Psychedelic-Ära der Popmusik – allerdings gepaart mit heutigen, der höheren Frequenzen beraubten Schlagzeugrhythmen. Nur Lockhearts Tenorsaxofon tanzt in dieser Umgebung mit nahezu natürlichem Ton.
Für einige Passagen auf ihrem Album „Sgt. Pepper“ ließen die Beatles Tonbänder einst rückwärts laufen. Ähnliche Klänge finden sich zusammen mit halligen Keyboardsounds und einem dunklen Basssound in „Weird Weather“, während „Gangster Rat“ im drehorgelartigen Hamsterrad um ihr Leben rennt. Das Piepsen eines Flipperautomaten, durch den Elektronikwolf gedrehte Akkordeonklänge, durch Beschneiden der Höhen und Tiefen glattgebügelte Flächen, harte Beats und mäandernde Melodien, keyboardischer Engelsgesang und Industrieanhämmern: Die Traumwelt von Mark Lockheart, dem Keyboarder Elliot Galvin, dem Bassgitarristen Tom Herbert und dem Schlagzeuger Dave Smith ist derart reich an schnell aufeinanderfolgenden Facetten, dass gerade Gehörtes im unmerklichem blitzschnellen Wandel in einer anderen Sphäre mündet. Letztendlich bereichert das Quartett die Ausdrucksparameter Melodie, Harmonie, Rhythmus und Dynamik um die Kategorie der Soundkonstellation. Diese – so Lockheart - „Klangwelt, die völlig anders ist als alles, was ich zuvor gemacht habe“ ist ein gutes Zeichen dafür, dass ein 61-jähriger ein an Erfahrungen reicher, experimentierfreudiger, geistig junger Musiker bleiben kann.

Werner Stiefele, 05.02.2022


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