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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Mieczysław Weinberg

Sonaten für Violine solo

Gidon Kremer

ECM/Universal 002894856943
(65 Min., 7/2013, 12/2019)

Zu den Merkmalen des riesigen diskografischen Output Gidon Kremers gehörte bislang eine frappierende Wandlungsfähigkeit. Bach und akrobatische Virtuosität, Tschaikowski neben Piazzolla, die Moderne mal ultra-avanciert und dann wieder geerdet traditionsbewusst – so vielschichtig fiel über die letzten Jahrzehnte hinweg Kremers Musikverständnis aus. Doch mittlerweile scheint es nur einen Komponisten zu geben, für den sein Herz exklusiv schlägt. Es ist der 1919 in Warschau geborene und 1996 in Moskau verstorbene Komponist Mieczysław Weinberg. Mindestens ein halbes Dutzend Aufnahmen hat Kremer mit der Musik Weinbergs vorgelegt. Darunter auch eine von ihm für Geige eingerichtete Fassung der ursprünglich für Cello komponierten 24 Preludes, op. 100. Nun legt Kremer Weinbergs drei Sonaten für Violine solo gebündelt vor. Einen Vorgeschmack darauf hatte er bereits 2014 geliefert, als er die 3. Solo-Sonate op. 126 auf einem Kammermusik-Porträtalbum veröffentlichte. Die Einspielung dieses 1979 entstandenen, über 20-minütigen Klangdramas bildet jetzt auch den Auftakt zur Gesamteinspielung. Und ob man diese Aufnahme nun zum ersten Mal hört oder ihr jetzt eben wiederbegegnet – man kann nur davon überwältigt sein, wie Kremer sich auf diese schicksalstrunkene, schnell entflammbare und sich dann wieder in völlige Einsamkeit zurückziehende Musik einlässt bzw. wie er geradezu eins mit ihr wird. Gleiches gilt erwartungsgemäß aber auch für die beiden Solo-Sonaten, die 1964 bzw. 1967 komponiert wurden. In der 1. Sonate blitzt und funkelt es bisweilen folkloristisch auf. Aus sieben eher kurzen Sätzen besteht die 2. Sonate, die mit ihren grimassenhaften und grotesken Einwürfen durchaus an Weinbergs Mentor und Freund Dmitri Schostakowitsch denken lässt. Doch bei Kremer erlebt man eben nicht etwa einen zweitklassigen Schostakowitsch, sondern einen erstklassigen Weinberg.

Guido Fischer, 19.02.2022


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