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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Schubert

Winterreise, D. 911

Benjamin Appl, James Baillieu

Alpha/Note 1 ALP854
(70 Min., 10/2021)

Bei seinem neuen Label präsentiert sich Bariton Benjamin Appl stark gewandelt. Zu seinem Vorteil. Fehler wie das übermäßige Eindunkeln der Stimme, Vokalverfärbungen und leierig gestützte Läufe wurden möglichst ausgemerzt. Als Manierismus im Sinne seines Lehrers, Dietrich Fischer-Dieskau, fällt lediglich noch eine gewisse Stoßatmung zur Unterstützung schwächerer Töne auf. (Der späte Fischer-Dieskau setzte sie ein, um abnehmende Kraft zu kompensieren bzw. zu kaschieren.)
Mit Franz Schuberts „Winterreise“ hat sich Appl ein enormes Schwergewicht aufgeladen. Gewachsen ist er ihm nicht ganz. Dennoch: Selten hat man es erlebt – abgesehen von Julius Patzak in seinen letzten Jahren –, dass dermaßen auf schauspielerisches Agieren des Textes gesetzt wird wie hier (z.B. in „Erstarrung“, „Frühlingstraum“ oder „Der greise Kopf“). Da wird geflüstert, geschmeichelt, geätzt und rücksichtslos forciert, mit einem nicht zu bestreitenden, wenn auch streitbaren Mehrwert. Schön ist das nicht unbedingt. Aber hier ist sichtlich gearbeitet, überarbeitet und auch gecoacht worden.
An vielen Stellen, etwa in „Die Krähe“, wird das fast Sprechgesang. Am besten gelungen ist „Der Leiermann“, das letzte Lied des Zyklus. Die eher kleine Stimme nimmt nicht und nirgends durch besonders schönes Timbre für sich ein. Einige Töne wirken gilblich und merkwürdig verformt. Und doch spricht Redlichkeit aus dieser Rückkehr des Expressionismus; tatsächlich muss man unwillkürlich an Max Schreck und Rudolf Klein-Rogge denken (die Stummfilmstars von „Nosferatu“ und „Dr. Mabuse“). Derlei Extremismus zahlt sich aus. James Baillieu folgt dem Sänger ebenso lakonisch wie ausdrucksstark. Ein radikaler Beitrag.

Robert Fraunholzer, 19.02.2022


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