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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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„Retrospect in Retirement of Delay“ – The Solo Recordings

Hasaan Ibn Ali

Omivore Records/The Orchid-Bertus OVCD440
(152 Min., 6/1962, 10/1964 & 1/1965) 2 CDs

Er war ein Großer. Nur kannte ihn fast keiner, obwohl sich John Coltrane, McCoy Tyner oder Odean Pope von ihm inspirieren ließen. Auch der Schlagzeuger Max Roach schätzte den 1931 geborenen Pianisten und engagierte ihn 1964 für einen Studiotermin. Die neun Titel, allesamt Kompositionen von Hasaan Ibn Ali, erschienen als „The Max Roach Trio Featuring the Legendary Hasaan“. Ein Quartettalbum unter eigenem Namen blieb 1965 im Rohzustand stecken, da Hasaan Ibn Ali den Termin zum Abmischen verpasste, weil er gerade wegen Drogenbesitzes verhaftet worden war. Sie erschien erst im April 2021 als „Metaphysics“ auf Omnivore Records.
Reguläre Soloaufnahmen entstanden nie. Wohl aber existieren eine Reihe von Stücken, die Freunde des Pianisten 1962 in der Lounge eines Studentenwohnheims mitgeschnitten hatten, sowie einige bis 1965 bei ähnlich privaten Anlässen entstandene Takes. Dem Amateurequipment entsprechend schepprig klingen sie – ein krasser Gegensatz zur musikalischen Qualität, denn diese Soloaufnahmen unterstreichen Hasaan Ibn Alis Position als Hidden Champion.
Hasaan Ibn Alis harsche Anschlagtechnik und die Entwicklung der vordergründig sperrigen Stücke erinnern an Thelonious Monk mit einem Unterschied: Hasaan Ibn Ali mischt immens flirrende Läufe in sein Spiel und wirkt dadurch um einiges beweglicher. Zudem weckt die Spannung zwischen den wie Felsbrocken den Fluss lenkende Akkorden und Begleitfiguren der linken Hand und der agilen rechten Assoziationen an zwei andere Giganten der Bebop-Ära: Die wesentlich bekannteren Pianisten Bud Powell und Herbie Nichols.
Bei den Soloaufnahmen formte er Klassiker wie „Body and Soul“, „Cherokee“, „Yesterdays“ nach eigenem Gusto, machte auch vor dem Schlager „Besame Mucho“ nicht halt: ein weit gespannter Rahmen, in dem sich vier eigene Titel des Pianisten fast verlieren. Für Alan Sukoenig, der einige dieser Bänder aufgenommen hatte, bilden sie die Quintessenz dieser Liebhabermitschnitte. Die Folgen eines Schlaganfalls im Jahr 1972 machten es Hasaan Ibn Ali unmöglich, weiter Klavier zu spielen. Er verarmte und starb 1980 nach Jahren im Obdachlosenheim.

Werner Stiefele, 19.02.2022


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