Wie klingt die Natur? Wie setzt man Regentropfen oder im Wind schwebende Blätter klanglich um? Wie bringt man die Welt da draußen in den Konzertsaal? Solche Fragen treiben Komponisten seit jeher um, von Vivaldi bis Verdi, von Wagner bis Reimann. Ganz nah am Draußen, das sie ins Drinnen holen möchte, ist auch die griechische Komponistin Konstantia Gourzi. Sie hat als Dirigentin eine Professur für Ensembleleitung Neuer Musik an der Hochschule für Musik und Theater in München inne und mittels einer Vielfalt von musikalischen Bildern erdachte Dialoge zwischen Natur und Mensch in Musik umgesetzt. Das Album „Whispers“ versammelt nun diese Werke, vereint sie zudem mit zwei alten Freunden der Klangkunst, dem deutschen Bratscher Nils Mönkemeyer und dem koreanischen Pianisten William Youn. Diese ruhigen, reflektierenden Stücke mit zarten, lange gehaltenen Borduntönen, flirrenden Glissandi, fein entschwebenden Melodien erklingen als reflektierende Aussage über Naturstimmungen, mal als malerische Erzählung von stillen Wahrnehmungen einzelner erlebter Momente mit ihr. Kurze melancholisch knappe Klangerzählungen wie „Regentropfen“, „ein fließendes Blatt“, „schimmerndes Licht“, „dahingleitender Albatros“ weisen zumindest in eine Hörrichtung. Doch mit ihren intensiven Momenten der Stille, eines präparierten Pianos, dezent (von der Komponistin selbst gespielter) Perkussion und ein wenig manierierten Klangfindungen tönt das oft am Rande des Esoterik-Kitsches, wirkt wie eine grün angemalte Klangtapete der allzu wohlfeilen New-Age-Art. Ganz besonders, wenn sich damit der Apell verbindet, doch achtsam mit unserer wunderbaren, wertvollen Welt umzugehen. Ja, das ist wichtig, aber ob nette kleine Hörstücke wie eben „Abend am Fenster“, Ruf der Bienen“ oder „Melodien des Meeres“ dazu beitragen können?

Matthias Siehler, 05.03.2022

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