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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Georg Friedrich Händel

„Enchantresses“ (Arien)

Sandrine Piau, Les Paladins, Jérôme Correas

Alpha/Note 1 ALP765
(67 Min., 10/2020)

O ja, Sandrine Piau ist Jahrgang 1965. Und wenn man soeben ein Händel-Album von Emőke Baráth (Jahrgang 1985) rezensiert hat, dann könnte man auf dumme Gedanken kommen: Hat uns die französische Altmeisterin auf dem Gebiet der vokalen barocken Drahtseilakte noch etwas Überzeugendes zu sagen, wenn eine Kollegin auf dem Zenit ihrer Kräfte und Fähigkeiten fast zeitgleich ein grenzenlos virtuoses Koloraturenfeuerwerk auf den Markt wirft? Und war nicht eine von Händels umjubelten Londoner Sopranistinnen, die Cuzzoni, etwa so alt wie Piau heute, als ihr beklagenswert ärmlicher und langer letzter Lebensabschnitt als Knopfmacherin in Bologna begann?
Genug der Invektiven, sie sind absolut fehl am Platze: Sandrine Piau begeistert mit diesem Händel-Album nicht nur deswegen, weil sie von Jérôme Correas’ Les Paladins bravourös perfekt durch das faszinierende Repertoire getragen wird. Nein, sie verfügt auch nach wie vor über eine beachtliche Koloraturen-Flexibilität, hat praktisch mühelos Zugriff auf alle Lagen ihrer stupend umfangreichen Stimme – und sie verfügt über einen Erfahrungsschatz in Sachen Ausdruck und Interpretation, den sie brillant zu nutzen versteht. Es ist gerade deshalb gewiss nicht verwerflich, zu konstatieren, dass die völlig koloraturfreien Rahmenteile von „Piangerò la sorte mia“ zu den Höhepunkten dieses Rezitals gehören, denn Piau versteht auch den bewegten B-Teil mit der nötigen Dramatik zu gestalten. Höchst kreativ verziert sie sodann das da capo – man fühlt sich lebhaft erinnert an die lang zurückliegende Einspielung von Händels „Aci, Galatea e Polifemo“, wo Piau mit Sara Mingardo um die Wette ornamentierte und diminuierte. Noch ein atemberaubendes Highlight sei genannt: „Alla salma infedel“, die Arie der Lucrezia aus der gleichnamigen Kantate HWV 145 mit ihrem unbegleiteten chromatischen Anfang – ein Gänsehaut-Moment beim Hören dieses Albums, einer von vielen.

Michael Wersin, 19.03.2022


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