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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Complete 1960 European Concerts

Quincy Jones Big Band

Essential Jazz Classics/in-akustik 01255760
(254 Min., 2-6/1960) 4 CDs

Was war das für eine Big Band! Auf den Pulten lagen erstklassige Arrangements von Ernie Wilkins, Melba Liston, Al Cohn, dem Bandleader Quincy Jones und anderen, und die achtzehn Topmusiker, darunter die Trompeter Clark Terry, Benny Bailey, die Saxofonisten Phil Woods, Jerome Richardson und Sahib Shihab, hatten hörbar Spaß daran, diese Musik mit einer wunderbaren Mischung aus lässigem Swing, hoher Perfektion und unbändiger Lust an individuellen und kollektiven Klangfarben dem Publikum zu schenken.
Wäre alles nach Plan gegangen, hätte es die Konzerte aus dem Jahr 1960 überhaupt nicht gegeben. Ursprünglich war eine zweijährige Musicaltournee geplant, für deren Orchester er achtzehn Topmusiker verpflichtet hatte – jeden, wie er im Rückblick sagt, zu beträchtlichen Gagen. Das Unternehmen floppte nach rund zwei Monaten – die Verträge mit den Bigband-Musikern aber mussten erfüllt werden. Der Start einer reinen Bigband-Tournee war also nichts als ein Versuch, wenigstens einigermaßen über die Runden zu kommen – ebenfalls erfolglos. Im Sommer 1960 war Jones froh, jedem der Musiker wenigstens die Heimreise finanzieren zu können. Ihn selbst drückte zum Jahresende ein Schuldenberg von 80.000 Dollar, den er erst ab 1961 im Lauf seiner Karriere im Management von Mercury Records tilgen konnte. Ein Lehrgeld, das dem späteren Produzenten von Michael Jackson viel Erfahrung einbrachte.
Der Musik sind diese Widrigkeiten nicht anzumerken. Aberwitzig dichte und rasante Tutti, vor Spielfreude überbordende Soli, perfekte Breaks, mehrstimmige Bläsersätze als Hintergrund für die Solisten: Das alles lag weit über dem Durchschnitt der europäischen Ensembles von damals. Mitgeschnitten wurden die Konzerte in der Pariser Alhambra (14. Februar), an einem nicht genannten Ort in Belgien (Februar 1960), in Göteborgs Konserthus (16. Februar), im Théâtre Municipal de Lausanne (20. Mai) und im Théâtre de Beaulieu in Lausanne (27. Juni). Letzterer sowie der Auftritt aus Paris wurden bereits vor Jahren auf TCB beziehungsweise Jones’s eigenem Label Qwest Records veröffentlicht. Vollständig ist die Sammlung allerdings nicht: Zumindest das Pariser Konzert mit Nat King Cole vom 19. April 1960 wurde nicht berücksichtigt. Was bleibt, sind kraftvolle, aus allen Instrumenten swingende Bigbandaufnahmen, deren Klangqualität sich auf dem Niveau damaliger Rundfunkmitschnitte bewegt.

Werner Stiefele, 19.03.2022


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