Am Ende vereinen sie sich dann ruhig, sanft, zahm und geschmeidig in der getragenen Kantilene von Sergei Rachmaninows Romanze „Sing nicht, Du Schöne“. Die, nennen wir mal so die Trompete, tut es aber doch mit schön klar fokussiertem Blechklangstrahl, während das Klavier gefühlvoll den Begleitrhythmus sekundiert. Vorher war das freilich ganz anders, da wurde in knackigen Staccati zum Duell geblasen und getrillert, da versuchte man sich im freundschaftlichen Wettbewerb des Schneller, Höher, Länger zu übertrumpfen. Doch der Rest ist nicht Schweigen, vielmehr gemeinsamer Wohlklang als Ausklang. Dieser sinnigen Zugabe nämlich geht ein herrlich locker virtuoses, freudig sportives, auch sinnlich lebenslustiges Kräftemessen voraus, zu dem sich die ARD-Musikwettbewerbsgewinnerin Selina Ott an der Trompete und die flink-starke Pianistin Maria Radutu in drei berühmten Konzerten für eben diese Duokombination lustvoll kameradschaftlich vergleichen. Neben den Konzerten von Dmitri Schostakowitsch (eigentlich das 1. Klavierkonzert) und André Jolivet, denen sich überrumpelnd tonfantasierend nur Streicher beigesellen, ist das längst noch nicht so durchgesetzte Trompete/Klavier-Konzert von Mieczysław Weinberg aus dem Jahr 1967 für großes Orchester gesetzt und will viel mehr. Seine drei Sätze, die „Etüden“, „Episoden“ und „Fanfaren“ heißen, sind tiefgründiger, dunkler als die exzellente Unterhaltungsmusik der 1933 und 1948 noch mutwillig jungen Komponisten Schostakowitsch und Jolivet. Und für alle drei liefert das versatile ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter dem ordentlich Druck machenden Dirk Kaftan quecksilbrige Begleitmusik. Da wird sofort mitgewippt, so wie die beiden Damen das lässig energetisch wuppen.

Matthias Siehler, 02.04.2022

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