Nach acht Jahren ein eigenes Album erneut auf den Prüfstand stellen? Gewagt. Aber nur, wer solches tut, gewinnt. Konkret hat das nun der Hornist Felix Klieser unternommen, der die beiden Joseph-Haydn-Solokonzerte als Standardwerke seines Berufstand nach einer ersten Einspielung von 2014 nun neuerlich interpretiert. Diesmal freilich nicht allein als um acht Jahre solistischer Erfahrung und auch sonst gereifter Mensch, mit mehr agogischer Freiheit, bunteren Farben, feineren Nuancen, ja eben: weit abwechslungsreicherer Spielkultur. Sondern auch in einem kammermusikalischen Arrangement, welches den Streichersatz auf ein Streichquartett reduziert, die Linien noch transparenter werden, die Führungsqualitäten des souverän fein geblasenen Horns noch deutlicher und plastischer hervortreten lässt. Mit den Mitgliedern des 1994 gegründeten tschechischen Zemlinsky Quartet hat sich der 31-jährige Felix Klieser für dieses, sein sechstes, neben Haydn auch Mozart gewidmetes Album ein waches, individuell aufspielendes Kleeblatt gepflückt. Die schaffen es mit ihrem zupackenden, aber auch zurückhaltenden Spiel den durchaus geschmackvoll leiseblaserischen Klieser schön in den Verbund der Stimmen zu integrieren. Anders als in diesen galant-klassischen Virtuosenwerken, können alle Fünfe die Originalbalance bestens halten in Mozarts Hornquintett Es-Dur, K. 407, das hier eine dichte, in der Phrasierung edelgetunte Wiedergabe erfährt. Und als Wohlfühl-Schmiermittel wurden in die Gelenkstücke diverse Opernarien eingesetzt, die Klieser mit fast sängergleichem Ansatz auch zu einem instrumentalen Vergnügen macht. Die Neubeschäftigung mit Haydn hat also auch Mozart genützt.

Matthias Siehler, 02.04.2022

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