Bearbeitungen, Bearbeitungen… dazwischen etwas Originalliteratur für Klaviertrio: Antonín Dvořáks großartiges Trio op. 90 („Dumky“), außerdem Frank Martins faszinierendes „Trio sur des mélodies populaires irlandaises“ von 1925. Besonders für diese beiden Stücke, die die Damen des Boulanger Trio höchst inspiriert interpretieren, lohnt sich der Erwerb dieses Albums. Bei den Bearbeitungen, die meisten verwirklicht von Jarkko Riihimäki, ist eine differenzierte Betrachtung angebracht: Edvard Griegs lyrisches Stück „An den Frühling“, ursprünglich für Klavier, gewinnt tatsächlich durch die hinzukommenden Streicher an Atmosphäre. Bei Manuel de Fallas „Siete Canciones“, ursprünglich für Gesang und Klavier, ist eher ein Fragezeichen angebracht: Durch die Übertragung auf das Trio geht naturgemäß der Text verloren, außerdem unter anderem die in einigen der Stücke sehr intime Ansprache durch die menschliche Stimme – hier bringen die Streicher nach Meinung des Autors keinen Mehrwert, sondern eher eine Entfernung vom Original. Überzeugender wiederum die vom Trio selbst verfertigte Transkription dreier ungarischer Tänze von Johannes Brahms: Hier passt der Streicher-Sound hingegen hervorragend zum Ausdrucksspektrum der Musik. Das gesamte Programm unter den Titel „Wanderlust“ zu stellen, ist, na ja, auch ein ganz klein wenig übers Knie gebrochen, denn die hier eigentlich gemeinte Präsentation verschiedener nationaler Schulen, ist, wollte man ihre Wege tatsächlich auf Schusters Rappen geografisch nachwandern, eher eine längere Aufgabe für eine ausgedehnte Auszeit. Aber, sei’s drum: Über allem steht die wirklich beseelte Wiedergabe der Musik, und die ist doch einiges wert.

Michael Wersin, 09.04.2022

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