Traurige Zeiten spiegeln sich in melancholischer Musik und verführen zur Reflexion über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der mit dem Emil Brandqvist Trio bekannt gewordene Pianist Tuomas A. Turunen macht hier keine Ausnahme. Der in Südfrankreich lebende Finne spürt den „Lifesparks“, also den „Lebensfunken“, in dreizehn Solomeditationen auf dem Flügel nach. Titel wie „Longing for“, „Forgotten“ oder „I Will Come to You“ vermitteln schon durch die Wortwahl und erst recht durch die Musik jene Atmosphäre von Innerlichkeit und manchmal auch Melancholie, die zum Nachdenken und zur Reflexion über das eigene Leben einlädt.
Weder im Leben noch in den überwiegend von Turunen komponierten Stücken geht es linear voran, sondern eher – zum Beispiel in „Grow“ – in Wellenbewegungen, wie sie Turunen mit der linken Hand einer hellen Melodie unterlegt. In „Together“ nähern sich die ursprünglich getrennten Tonbereiche von Begleitung und Melodie an, während „Alone Again“ langsame Schritte in den mittleren Lagen mit regentropfenartigen Klängen in den höheren Bereichen kontrastiert, bis sich die beiden Elemente vereinen. Doch das Leben bietet nicht nur nachdenkliche Momente. So wird „Joy Dance“ zum Aus- und Lichtblick – Turunen hat das Stück seinem Sohn gewidmet, der allem Anschein nach fröhlich im Zimmer herumspringt.
Die dreizehn Stücke entwickeln sich so selbstverständlich, als handle es sich um Volkslieder. Dabei hat er nur ein einziges aus diesem Schatz entnommen: Das finnische Liebeslied „Laulu on iloni ja työni“, in dessen Text es unter anderem heißt „Lasst uns das Beste aus dem Leben machen“ und die „Kerbe des Kummers füllen“. Diese Zeilen könnten als Motto über der gesamten Disc stehen.

Werner Stiefele, 23.04.2022

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