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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Proper sehen sie aus, diese blonden Beaux in ihren spitzendurchbrochenen Kragen. Mögen sie auch sonst musikalisch wie modisch die Konzertpodien der Welt erhellen, so extravagant geben sich die beiden holländischen Brüder Lucas und Arthur Jussen, die in paritätischem Wechsel an einem wie zwei Pianos seit einigen Jahren die Truppe der Klavierduos angenehm aufmischen, eher selten. Die sind Mamis wie Papis Lieblinge, gut erzogen, hochbegabt, nicht auf den Mund gefallen, spielfreudig und entdeckungslustig. Die Staffage auf dem Cover ihres jüngsten Albums ist natürlich dem Programm geschuldet: „Dutch Masters“ ist eine bis in die Kleidung durchgezogene Huldigung an ihre klanglichen Ursprünge, auch wenn selbst die Bedeutung von älteren Tonmeistern wie Johannes Ockeghem oder Alphons Diepenbrock dem Rest der Welt noch nicht immer einleuchten möchte. Im Amsterdamer Concertgebouw sind diese jedenfalls verzeichnet, und den jüngeren Niederländischen Meistern dieses Doppelalbums werden sicher auch genug Ehrungen widerfahren. Obwohl man leider sagen muss: Auf der ersten Scheibe hört sich alles ziemlich gleich an, brav abstrakter Minimalismus, tröpfelnde Töne, schräge, aber nie schmerzende Harmonien, meist gemächliche Tempi – egal ob die Stücke nun von Willem Pijper (1894-1947), Louis Andriessen (1939-2021), Leo Smit (1900-1943), Theo Loevendie (geb. 1930) oder Jan Wisse (1921-2008) stammen. Sie alle wurden den Jussens von dem Pädagogen Ton Hartsuiker nahegebracht. Doch so richtig geht die vierhändige Post erst auf der zweiten Scheibe ab. Das vom Niederländischen Radio-Sinfonieorchester unter der zupackenden Karina Canellakis begleitete Konzert für zwei Klaviere von Joey Roukens bietet endlich, was den anderen, makellos vorgetragenen Werken fehlt: Temperament, bunte Farben, Fetzigkeit. Und sogar für den im Orchester spielenden Jussen-Vater fand sich ein Solo!

Matthias Siehler, 14.05.2022


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