Die Fokussierung dieser Produktion auf die Person der Künstlerin, die sich im wohlfeilen wortspielerischen Titel („Franch plays Franck“) ankündigt, setzt sich im Innern des Beiheftes fort: Der knappe Einführungstext, immerhin aus der Feder eines Kritikers und Universitätsdozenten, mischt Nichtssagendes über die Musik mit Belanglosem über die Künstlerin. Für die Grieg-Sonate op. 13 fehlt der Hinweis, dass sie original für Violine und Klavier geschaffen wurde, im Fall der Franck-Sonate ist dieser Umstand lediglich beiläufig erwähnt. Welche Bearbeitungen für dieses Album verwendet wurden, verschweigt das Beiheft komplett. Wenn in dieser Art und Weise nicht eine kundige, sondern explizit eine konsumierende Hörerschaft angesprochen wird, kann ein gewisser Unmut aufkommen. Für die katalanische Flötistin Elisabet Franch und ihren Begleiter Albert Guinovart ist das bedauerlich, denn sie haben sich – das zu hörende Ergebnis lässt diesen Schluss zu – sicher ernsthaft mit dem Repertoire auseinandergesetzt. Und dennoch: Flöte und Violine unterscheiden sich im klangerzeugungs-bedingten Timbre und vor allem in den gestalterischen Möglichkeiten so sehr, dass ein vollständig aus Transkriptionen bestehendes Programm einfach seriöseres Begleitmaterial erfordert. So bleiben diejenigen, die vor allem bei der Franck-Sonate das Violin-Original im Ohr haben, mit dem womöglich vordergründigen Eindruck allein, dass man auf der Querflöte die riesigen, hochexpressiven Bögen des Soloparts, die sich über der druckvoll drängenden Klavierbegleitung zu entfalten haben, nicht mit derselben Stringenz und dynamischen Spannweite ausgestalten kann wie auf einer Geige.

Michael Wersin, 04.06.2022

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