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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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„Far Star“

Gilad Hekselman

Edition Records/The Orchard-Bertus EDN 1201
(48 Min., 3/2020 - 6/2021)

Als Pat Metheny 2018 den NEA Award für sein bisheriges Wirken verliehen bekam, lud er Gilad Hekselman ein, bei der Zeremonie im Kennedy Center in Washington aufzutreten. „Far Star“, das Debüt des 1983 geborene Israeli für das britische „Edition“-Label, verdeutlicht sehr gut, weshalb Hekselman einer der jungen Lieblingsgitarristen Methenys ist. Das Titelstück des Albums, aber auch eine Nummer wie „Magic Chord“ lassen eine tiefe Seelenverwandtschaft erkennen, was den Umgang mit Melodien und die Vermittlung zwischen gitarristischer Fingerfertigkeit und Nachvollziehbarkeit angeht.
Aber noch mehr rechtfertigt Hekselman die Bewunderung des Gitarrenstars, wenn er so ganz anders klingt als er. Etwa im Album-Opener „Long Way from Home“, der mit seinem gepfiffenen Thema wie eine hippe Morricone-Paraphrase für einen modernen Western klingt. Oder in „The Headrocker“, das sich wie eine eigentümliche Mischung aus dem Jahrtausendwende-Pop der Band Phoenix und einem qua Ringmodulatoren-Effekt verfremdeten John Scofield ausnimmt.
Ohnehin kann der seit 2004 in New York lebende Hekselman nach Belieben die verschiedensten Gitarristengeister beschwören – sei es Bill Frisell im folkigen „I Didn't Know“, Scott Henderson im Fusion-Kracher „Fast Moving Century“ oder John McLaughlin und Terje Rypdal im meditativ-brodelnden Abschluss „Rebirth“. Aber er tut das in puncto Soundgestaltung und Komposition so originell, dass man an die möglichen Vorbilder gar nicht mehr groß denkt und sich von dem Fluss seiner Song-Erzählungen willig mitreißen lässt.
Was „Far Star“ noch bemerkenswerter macht, ist seine Entstehungsweise. Aufgrund der Coronapandemie nahm Hekselman große Teile der Einspielung weitestgehend alleine in seinen Homestudios in New York und Tel Aviv auf und fügte die Beiträge seiner Mitmusiker (neben Eric Harland an den Drums bei fünf der acht Stücke unter anderem Shai Maestro an den Keys) nachträglich in Schichten hinzu. Dass das Endresultat dieses Prozesses derart organisch daherkommt, ist ein kleines Wunder. Es lassen sich möglicherweise nicht allzu viele Jazz-Alben finden, denen der Lockdown so gut getan hat wie diesem.

Josef Engels, 11.06.2022


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