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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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„Maria Magdalena“

Joe Haider Sextet

Double Moon/Bertus DMCHR71408
(54 Min., 12/2021)

Im Fußball-Jargon gesprochen befinde er sich in der Verlängerung mit anschließendem Elfmeterschießen, behauptet Joe Haider. Dieser Vergleich mag zwar angesichts seiner 86 Jahre naheliegend sein, lässt sich allerdings anhand seiner gleichermaßen kontinuierlichen wie vitalen Veröffentlichungen nicht wirklich bestätigen.
„Maria Magdalena“, die Hommage des in Darmstadt geborenen Pianisten, Komponisten und Pädagogen an die zwei wichtigsten Frauen in seinem musikalischen Leben, legt jedenfalls ein makelloses Zeugnis seiner ungebrochenen Schaffenskraft ab. Gemeinsam mit seinem Drei-Generationen-Sextett, in dem sich mit dem österreichischen Saxofonisten Heinz von Hermann gar ein weiterer Altersgenosse Haiders befindet, lädt der Wahl-Berner da zu einer geschmacks- und stilsicheren Zeitreise ein.
Das Ziel liegt im Hardbop-Wunderland, dessen Hörenswürdigkeiten von Daniel Nösig an der Trompete, Posaunist Johannes Herrlich und Saxofonist/Flötist von Hermann mit butterweichem Salzspiel fein ausstaffiert werden. Das kann dann mal nach Gil Evans und Big-Band-Farbenreichtum klingen wie im Auftakt „Lucky Thirds“, oder auch mit gewissen Dissonanzen neutönerisch verspielt daherkommen wie in dem Miles Davis’ „Fahrstuhl zum Schafott“ nachempfundenen „For Line“, das Haider seiner ersten Frau gewidmet hat. Ähnlich unorthodox und geheimnisvoll swingend erweist sich auch das Titelstück „Maria Magdalena“ im Gedenken an die Mutter des Pianisten.
Mag auch das düstere „Another Blues“ als Album-Abschluss ein gewisses Gefühl von Abschied im Morgengrauen mit einer fast aufgerauchten Zigarette im Mundwinkel vermitteln – Nummern wie das souljazzige „Soulmates“ oder das an Horace Silver gemahnende „Little Peace“ machen deutlich, dass noch mehr als genug Reserven fürs nächste Spiel vorhanden sind. Eine Fortsetzung wäre wünschenswert: Schließlich gibt es nicht mehr so viele, die die zeitlose Mid-Century-Ästhetik des Jazz derart formvollendet zelebrieren können oder wollen wie Joe Haider.

Josef Engels, 18.06.2022


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