EMI 5 57167 29
(50 Min., 3/1999, 6/2000) 1 CD
Der wohlproportionierte Klassizist, der eingängig-glatte Schönling, der kein musikalisches Drama zustandebrachte, erst recht nicht in der Kammermusik: Ich gestehe, diese überlieferte Meinung zu Mendelssohn war für mich nicht nur Vorurteil.
Doch jetzt, mit dem Alban-Berg-Quartett als "Widerleger", muss ich mich (großteils) eines Besseren belehren lassen: soviel Emphase, soviel "Drama" wie in diesen beiden Konzert-Mitschnitten aus Wien und Hannover habe ich bislang in den beiden ersten Streichquartetten nicht entdecken können. Selbst das mit allen klaren klassischen Formprinzipien aufwartende, liedhafte Es-Dur-Quartett verliert hier alle Betulichkeit, mit der es normalerweise präsentiert wird. Das Alban-Berg-Quartett inszeniert mit raschen, vorwärtsdrängenden Tempi eine luftig-leichte Grazie und im c-Moll-Schlusssatz immerhin Ansätze zu einem wirklich aufwühlenden inneren Konflikt.
Vollends bricht dieser im Quartett Nr. 2 hervor. "Es kommt nur gar zu viel auf die Ausführung an, und ein einziger dabei, der mit Eifer und Liebe spielt, macht da einen großen Unterschied". Diese Zeilen, die Mendelssohn an seinen mit dem Werk unzufriedenen Vater schrieb, haben sich die vier Herren des Alban-Berg-Quartetts offenbar in Großbuchstaben hinter die Ohren geschrieben. Neben einem geradezu vollendet homogenen, schlanken Ensembleklang warten die vier Herren, die nunmehr seit unvorstellbar langen zweiunddreißig Jahren zusammen musizieren, mit einer beispiellosen Kunst dynamischer Schattierungen auf: nahezu jede Note wird hier energetisch aufgeladen.
Das scharf punktierte Hauptthema des Eröffnungssatzes wie auch das rezitativisch beginnende, pathosgeladene Finale stilisieren sie so zu einem Fanal. Und wenn Günter Pichler die Kantilenen mit kleinen, vorsichtig glissandierenden "Schlenkern" versieht, dann scheint mir diese Musik sogar erotisch.
Mehr konnte das Alban-Berg-Quartett für einen Mendelssohn-Skeptiker wie mich nun wirklich nicht tun. Bleibt noch der Hinweis auf die unterschiedliche Aufnahmequalität: das Opus 13 im Funkhaus Hannover geriet weit plastischer als das Opus 12 im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses.
Christoph Braun, 21.02.2002
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