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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Steve Reich

Reich/Richter

Ensemble intercontemporain, George Jackson

Nonesuch/Warner 7559791188
(37 Min., 7/2020)

Der eine, Steve Reich, ist einer der Masterminds der Minimal Music. Der andere, Gerhard Richter, ist nicht nur der teuerste Maler der Welt. Der Wahl-Kölner ist ein Meister der Verwandlung, der etwa abstrakte, auseinanderdriftende Farbwelten wieder in geometrische Bahnen zurückführen kann. Dazu gehören auch seine riesigen, abstrakten „Strips“- bzw. „Streifen“-Bilder, die dank computergesteuerter Gestaltungsverfahren aus scheinbar symmetrisch angeordneten, feinen und feinsten Farblinien bestehen. Als nun die Filmemacherin Corinna Belz einen Film über Richters Streifenbilder-Buch „Patterns“ drehte, erhielt Steve Reich die Anfrage, ob er nicht dazu die Musik schreiben wolle. Reich und Richter? Eine namhaftere Zusammenarbeit zwischen einem Komponisten und einem Bildenden Künstler dürfte aktuell kaum denkbar sein. So entstand entlang Richters „Patterns“ Reichs vierteilige Komposition „Reich/Richter“, die 2019 in New York uraufgeführt wurde – zu Belz’ Film, bei dem Richters streng übereinander gestaffelte und geschichtete Farblinien abliefen. Nun hat das Pariser Ensemble intercontemporain unter der Leitung von George Jackson Reichs Stück weltersteinspielt. Wobei die Produktion ausschließlich das akustische Ergebnis dieser Kooperation präsentiert. Doch alleine die beiden Booklet-Abbildungen von Richters Streifenbildern reichen aus, um sofort ihre gestalterische Nähe zur Musiksprache Steve Reichs zu erkennen. Denn wie Richter ist auch Reich ein Meister darin, scheinbar seelenlos sich in einer Dauerschleife befindenden Motivzellen eine neue Kraft, eine neue Ausstrahlung zu verleihen, die intensiver wird, je mehr man sich auf sie einlässt. Aus vier nahtlos ineinanderübergehenden vier Sätzen „Opening“; „Patterns & scales“, „Cross fades“ sowie „Ending“ besteht „Reich/Richter“. Und nicht zuletzt über die Instrumentation, bei der ganz Reich-like auch die Percussion für den entsprechenden Puls sorgt, entsteht so ein magisch schimmernder, ein- und ausatmender Klangorganismus, dessen subtil pulsierende Motorik und poetischer Flow den Hörer schon ab Takt zwei nicht mehr loslassen.

Guido Fischer, 25.06.2022


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