Capriccio/Naxos C5449
(57 Min., 1/2021)
1933 machte sich der Filmfan Charles Koechlin an die Arbeit eines einzigartigen Orchesterwerks. Denn mit seiner „Seven Stars’ Symphony“ op. 132 verewigte der Franzose gleich sieben Leinwand-Ikonen, die zum Teil ihre große Zeit während der Stummfilm-Ära hatten. Douglas Fairbanks und der Garbo widmete Koechlin jeweils einen Satz; aber auch Lilian Harvey sowie den beiden „Blauen Engeln“ Marlene Dietrich und Emil Jannings. Und den krönenden Abschluss bildet eine 15-minütige Hommage an Charlie Chaplin! Wobei sich Koechlin hierbei von Chaplins Klassikern „Goldrausch“ und „Circus“ inspirieren ließ. Für die musikalische Fairbanks-Episode mit ihrem magisch-sanften, auch vom Saxofon umspielten Zauber-Klängen fing Koechlin hingegen jene Verlockungen des Orients ein, von denen der Stummfilm-Klassiker „Der Dieb von Bagdad“ auch erzählt.
Doch mit seiner siebensätzigen Sinfonie schuf Koechlin dennoch mehr als nur originelle Klangfanartikel. Das rund 40-minütige Stück, das wie vieles andere des gebürtigen Elsässers lange auf seine Wiederentdeckung warten musste, präsentiert eine ungemein reiche Klangpalette, die von großorchestraler Wucht bis hin zu sinnlichem Esprit reicht. Die Musik Claude Debussys, aber auch die von Koechlins altem Freund Gabriel Fauré haben hier ihre Spuren hinterlassen. Selbst die surrealen Soundschleifen eines Ondes Martenot weiß Koechlin wirkungsvoll einzusetzen. Mit dem Sinfonieorchester Basel unter der Leitung der Französin Ariane Matiakh hat sich jetzt endlich ein Top-Orchester dieser Trouvaille angenommen. Und passend zu den Filmsternchen gibt es dann noch als Zugabe das ebenfalls 1933 entstandene Orchester-Nocturne „Vers la voûte étoilée“ (Beim Anblick des Sternenuniversums), das mit seinem neo-impressionistischen Flair gleichermaßen fasziniert.
Guido Fischer, 16.07.2022
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