Joseph Haydn war bekanntlich ein Workaholic. Als Komponist, aber auch als Opernhausmanager. So nahm in Esterháza der von ihm organisierte Opernbetrieb ab dem Frühjahr 1776 richtig Fahrt auf: Sage und schreibe 1200 Vorstellungen soll Haydn hier geleitet haben. Bei alldem vergaß er aber bekanntlich die obligatorische Sinfonieproduktion nicht. So sind 1775/76 und damit in jenem Zeitraum, als Haydn wohl gerade über den ersten Spielplänen und Besetzungen brütete, auch die drei Sinfonien Nr. 61, 66 & 69 entstanden, mit denen Dirigent Giovanni Antonini die zwölfte Folge der geplanten Gesamteinspielung aller Haydn-Sinfonien vorlegt. Nun besitzen gerade diese Sinfonien in den Ecksätzen oftmals einen klassisch-gepflegten Charakter, der dahinter nicht sofort den komponierenden Überraschungstäter Haydn vermuten lassen würde. Und auch die langsamen Sätze – ansonsten die eigentlichen Visitenkarten Haydnschen Geistes – kommen einem angesichts der vom Komponisten hochgelegten Messlatte ein wenig konfektioniert vor (was auch für das immerhin rund 10-minütige, fast wie eine dramatische Opernszene anmutende „Adagio“ der „Laudon“-Sinfonie Nr. 69 gilt). Trotzdem: unter einem gewissen Niveau-Pegel konnte sich Haydn selbst in Zeiten größten Stresses nicht bewegen. Genau das vermittelt auch das einmal mehr hochsensibel wie zugleich extrem transparent aufmusizierende Kammerorchester Basel. Und passend zum französischsprachigen Titel „Les jeux et les plaisirs“ gipfelt das Vergnügen in purer Verspieltheit – in Form der immer wieder Haydns Bruder Michael zugeschriebenen „Kindersinfonie“ mit ihren Ratschen und Vogelpfeifenchören.

Guido Fischer, 23.07.2022

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