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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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„NY Ensembles“

Chris Torkewitz

Goschart Music
(71 Min., k. A.)

Gut Ding will Weile haben. Chris Torkewitz, Jahrgang 1975, ging zwar als Mitglied des Cologne Saxophone Quintet und des The Sugar Hill Trio sowie als Sideman verschiedener Bandleader mehrmals ins Studio. Unter eigenem Namen legt er mit „NY Ensembles“ – immerhin 47jährig – sein Debüt unter eigenem Namen vor. Und was für eines!
Der Titel verrät, dass er das als CD, MP3 und als Doppel-LP erhältliche Album mit verschiedenen Formationen eingespielt hat. Sein „Jazz Chamber Orchestra“, in dem ein Streichquartett, Klarinette, Flöte, Bassklarinette, und Harfe eine jazztypische Rhythmusgruppe ergänzen, verwirklicht mit der viersätzigen „Chamber Suite“ die Ende der 1950er Jahre getroffene Prognose des Klassik-Hornisten, Jazzfans und Musikwissenschaftlers Gunther Schuller, im Lauf der Zeit werde eine Fusion aus Klassik und Jazz, von ihm „Third Stream“ genannt, entstehen. In Torkewitz’ Suite lösen sich die Jazzer von der herkömmlichen, groovenden und dadurch dominanten Rolle und reihen sich in das kammermusikalische Klangbild nahtlos ein. Mit viel Raffinesse verflicht er in dem achtzehnminütigen Stück die Instrumente zu einem mehrstimmigen, von der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts inspirierten Ensemble.
Die vier Kompositionen für sein herkömmlich besetztes „Jazz Orchestra“ unterstreichen seine kompositorischen Fähigkeiten in einem zweiten Feld. Auch hier überlagern sich die Stimmen zu einem Klangkosmos, der – von einer kraftvollen Rhythmusgruppe getragen – die ansonsten für Bigband üblichen Arrangements durch seine brillante Vielstimmigkeit weit in den Schatten stellt. Dass Torkewitz auch hervorragend für Streichquartett und ein „Jazz Chamber Ensemble“ schreiben kann, zeigen die Stücke „Ausblicke“ und „Seiltanz“. Noch ist der Mann ein Geheimtipp, der sein Debüt nur in einer Kleinauflage über jpc, Amazon und die eigene Homepage sowie Streamingdienste verbreitet. Er hat die Klasse zu sehr viel mehr.

Werner Stiefele, 30.07.2022


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