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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Eine ungewöhnliche Liedplatte. Berührend und intensiv. Zwingend in ihrer Konsequenz. Bei der es nicht um Virtuosität oder das Ausstellen von Können geht, die auch nicht im herkömmlichen Sinne gefallen und unterhalten will. Und die doch so unendlich viel mitzuteilen hat, auf intellektuell höchstem Niveau sogar in ihrer Düsternis erfreut. Zwei Herren, der eine jünger, der andere in den besten Jahren, beide berühmt, für das, was sie tun. Die sich hier sehr nachdrücklich zusammengefunden haben: Bariton Matthias Goerne und Pianist Daniil Trifonov. Es geht um Schlaf und Tod, Resignation und trügerische Hoffnung – letzte Dinge eben, das volle Programm. Das ist melancholisch und zieht runter, aber traurig ist es nicht. Der Deutsche und der Russe interpretieren in ihrem ersten gemeinsamen Programm, das sie schon seit 2017 live aufgeführt und 2018 eingespielt, aber erst jetzt veröffentlicht haben, dunkel-melancholische Lieder von Alban Berg und Robert Schumann, von Hugo Wolf, Dmitri Schostakowitsch und Johannes Brahms. Matthias Goerne muss sich nichts mehr beweisen. Er kann sein Handwerk, nicht jeder mag sein leichtes Knödeln, und natürlich klingt die Stimme nicht mehr so frisch wie vor zwanzig Jahren. Aber da schwingen eben in jeder Note, die sein immer noch weicher, schön die Töne bindender Bariton produziert, Jahrzehnte an Denk- und Interpretationserfahrung mit, die fesselt, weil sie so natürlich kommt, so wenig gemacht scheint. Und einen sofort in den Bann zieht. Genauso wie Daniil Trifonov durch technisches Können, Nervenstärke, Mut und Spaß. Der hier mit klarer, aufmerksamer Anschlagskultur, souverän, nie mit den Stücken kämpfend, neugierig, auch subversiv aufwartet. Da haben sich zwei gefunden, und es macht Staunen, wie sie sich ihr Material anverwandeln, variieren, zu dem Ihren machen.

Matthias Siehler, 13.08.2022


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