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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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„Sketches of Miles“ (Jazz at Berlin Philharmonic XII)

Theo Croker Quartet, Mitglieder der Berliner Philharmoniker, Magnus Lindgren

ACT/Edel 1099482AC1
(103 Min., 11/2021) 2 CDs

Es mag als Wortspiel gedacht gewesen sein, hat aber auch einen tiefen Gehalt. Das Quartett des amerikanischen Trompeters Theo Croker und Mitglieder der Berliner Philharmoniker luden am 27. November 2021 nicht zu einem Portrait von Miles Davis oder einer Aufführung von dessen Kompositionen, sondern zu „Sketches of Miles“, die auch eine dreizehnminütige Neufassung von dessen Album „Sketches of Spain“ beinhaltete.
Was sie boten, waren tatsächlich Skizzen, flüchtige Momente, Impressionen, denen Stücke zu Grunde lagen, über die Miles Davis auf einigen seiner berühmtesten Alben improvisiert hatte. Zu Konzertbeginn trifft Croker das impressionistische, Tonfolgen wie Linien in Kaligraphien setzende Spiel Davis’ in „Pinocchio“ (von Miles Davis’ Album „Nefertiti“, 1967) und dem angehängten „Milestones“ („Milestones“, 1958) so gut, dass die Bezugspunkte deutlich zu erkennen sind. Die Band erreicht aber trotz vieler Bezüge ebenso wie in ihren Versionen von „Footprints“ („Miles Smiles“, 1966), „My Funny Valentine“ („My Funny Valentine“, 1964) und „So What“ („Kind Of Blue“, 1959) bei weitem nicht die Energie, das Großspurige, Selbstbewusste, Präzise und doch stellenweise wie hingerotzt Wirkende der ausdrucksstärkeren und spannungsreicheren Originale.
Für die zweite Konzerthälfte haben Magnus Lindgren und Hans Ek allein oder zusammen drei auf den Alben „Miles Ahead“ (1957), „Sketches of Spain“ (1960) und „Porgy and Bess“ (1958) basierende Suiten arrangiert. Wer die Originale kennt, entdeckt auch hier eine Fülle von Wendungen, mit denen einst Gil Evans Maßstäbe setzte. Erst mit dem abschließenden „All Blues“ („Kind Of Blue“, 1959) lösen sich Crokers Quartett und Lindgren so weit vom Vorbild, dass eine eigenständige Version entsteht. Die übrigen Stücke sind als feinfühlige Skizzen hörenswerte Annäherungen an Meisterwerke der Jazzgeschichte.

Werner Stiefele, 03.09.2022


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