Hyperion/Note 1 CDA68336
(73 Min., 3/2021)
Mahan Esfahani spielt Bach, Mahan Esfahani bespricht und erklärt Bach: Sein selbstverfasster Einführungstext ist dicht und informativ, Esfahani bricht darin eine Lanze für Bachs frühe Capricci („In honorem Johann Christoph Bachii Ohrdrufiensis“ und „Auf die Abreise eines geliebten Bruders“) und für die Duette der „Clavierübung III“, und er liefert wertvolle Aspekte u. a. aus Interpreten-Sicht zur „Ouvertüre nach französischer Art“ und zum „Italienischen Konzert“. Des letzteren dritten Satz spielt er im Glenn-Gould-Tempo mit einer beachtlichen klanglichen Schlusssteigerung u. a. auf Basis der effektvollen Registrierung seines wundervollen Jukka-Ollikka-Cembalos (2018). Hier wie auch überall sonst geht er in Sachen Agogik recht frei mit der Musik um, er bringt sie zum Sprechen, indem er Anfang, Ende und horizontales wie vertikales Ineinandergreifen der melodischen Phrasen permanent zum Erlebnis macht. Dies gelingt besonders gut im Mittelsatz des „Italienischen Konzerts“, der dadurch trotz seiner beachtlichen Länge vom Wartesaal zwischen zwei spektakulären Virtuosenstückchen, der er in manchen Interpretationen leider ist, zum spannungsreichen instrumentalen Arioso avanciert. Man mag Esfahanis Spiel bisweilen exzentrisch finden, nicht alle werden seine Freiheiten goutieren. Aber wenn eindringliche Vermittlung der Musik der Maßstab ist, dann darf diese Produktion in ihrer Gesamtheit als uneingeschränkt erfolgreich gewertet werden.
Michael Wersin, 17.09.2022
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