Aparté/hm-Bertus AP290
(78 Min., 11/2021)
So einzigartig sind Biografie und historische Bedeutung der Sängerin Pauline Viardot, dass man beim begleitenden Lesen des informativen Beiheftes ganz vergisst, dass es nicht die Viardot selbst ist, die man gerade hört. Es ist vielmehr die großartige Marina Viotti, die gemeinsam mit Christophe Rousset und den Talens Lyriques ihrer berühmten Vorgängerin die Ehre erweist. Perfekt durchgebildeter weiter Stimmumfang und Virtuosität sind das eine – aber die lyrischen Qualitäten von Marina Viotti, die in Jules Massenets Arie „Ô mes sœurs“ (aus „Marie-Magdeleine“) erstmals in diesem Programm vollumfänglich zum Tragen kommen, haben das Herz des Rezensenten wahrlich im Sturm erobert. Die Viardot erlebte mit dieser Oper 1873 als 52-Jährige ihre letzte Bühnenpräsenz. Die Arie ist eine der kaum bekannten Nummern auf diesem Album, flankiert natürlich von dem einen oder anderen Schlager: Rosinas „Una voce poco fa“ etwa gehört dazu, auch hiervon liefert Viotti eine beachtliche Version mit dem einen oder anderen Überraschungseffekt. Ja, man taucht beim Hören, Lesen, Träumen und Imaginieren tief hinein ins Frankreich, ins Paris des 19. Jahrhunderts, welches die Viardot mit ihren Lebensdaten 1821 bis 1910 fast vollständig durchlebt hat. Noch nach ihrer Sängerinnenkarriere empfing sie in ihrem Salon zahllose bedeutende Männer und Frauen aus dem reichen Kulturleben ihrer Zeit. Das vorliegende Album inspiriert als klingendes Zeugnis ihrer Zeit zu weiterer Beschäftigung mit ebendieser Epoche. Allein programmatisch eine großartige Idee, hinsichtlich der Ausführung sowieso.
Michael Wersin, 01.10.2022
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