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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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„Bordeaux Concert“

Keith Jarrett

ECM/Universal 4576607
(78 Min., 6/2016)

Konzerte von Keith Jarrett spiegeln stets den aktuellen Gemütszustand des Meisters der freien Improvisation. Er geht ohne Titelliste auf die Bühne, er spielt keine vorbereiteten Stücke, er hat meist auch keine Themen im Kopf, über die er improvisieren will. Wohl aber bringen ihn der Ort, an dem er auftritt, das Konzertgebäude, der Konzertsaal, die Bühne, der Flügel, das Publikum in eine Verfassung, die ihn frei loslegen lässt.
Am 6. Juni 2016 war die Stimmung gut. Sehr gut sogar. Es wurde ein schönes Konzert in der Opéra National von Bordeaux, eines mit romantischen Momenten, mit einprägsamen Motiven, mit verspielten Tonschleifen, mit Spannung und Entspannung und einem Keith Jarrett, der mal zufrieden, mal unzufrieden brummte und manchmal auch die nächsten Töne im Brummen vorahnen ließ. Oder, anders gesagt, er war – so scheint es – völlig bei sich selbst und dem Flügel, den Klängen, die er dem Instrument entlockte, Physis und der Psyche im Auftritt und hatte die Welt um sich herum völlig vergessen.
Dreizehn Abschnitte umfasste das Konzert, die im Booklet schlicht mit römischen Ziffern bezeichnet werden. Zu Konzertbeginn purzeln Töne von der Höhe in die Tiefe. Aus dem Einfall formen sich Strukturen zu einem fast dreizehnminütigen Stück: ein faszinierender Prozess, der einer sanften Bewegung ausklingt.
Der Einstieg ist überstanden. Nun flutscht das Konzert mit kürzeren Improvisationen. Erinnerungen an einen Blues huschen in die II, und die VIII wird gar zum traditionellen Blues mit wohlgefälligem Brummen. Ja, er wirkt an diesem Abend sehr glücklich, zumal er sich als Teil V einen Song voll Schönheit und innerer Ruhe einfallen lässt und in VI ein fast minimalistisches Motiv mit Humor umgarnt. Und das alles mit jener pianistischen Raffinesse, die ihn mehr als ein halbes Konzertjahrhundert bis zu zwei Schlaganfällen im Jahr 2018 auszeichnet!

Werner Stiefele, 01.10.2022


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