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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart

Ouvertüre zu „Don Giovanni“, Klavierkonzert A-Dur KV 488, Sinfonie g-Moll KV 550

Andreas Staier, Le Concert de la Loge, Julien Chauvin

Alpha/Note 1 ALP875
(57 Min., 9 & 11/2021)

Nachdem Barockgeiger Julien Chauvin schon jahrelang mit Jérémie Rhorer das Ensemble „Le cercle de l’Harmonie“ geleitet hatte, gründete er 2015 sein eigenes Orchester „Le Concert de la Loge“ und eroberte damit Paris im Nu. Zunächst befreite die 30-köpfige Truppe Joseph Haydns Sinfonien vom Staub des allzu Gemütlichen und dann entdeckte Chauvin auch „seinen engsten Vertrauten“ Wolfgang Amadeus Mozart als Vorboten der Revolution, und setzte seine Figaro-Ouvertüre derart unter Strom, als hätte der Sturm auf die Bastille schon Jahre früher stattfinden können (Alpha, ALP776). Jetzt hat Chauvin auch sein zweites Mozart-Album mit einer späten Opernouvertüre eingeläutet, nämlich mit dem nur einen Tag vor der Prager Uraufführung komponierten Vorspiel zum dramma giocoso „Don Giovanni“, das ebenfalls zu den genialsten Schöpfungen der Gattung zählt und gewissermaßen vorab die Moral der düsteren Handlung umdreht. Hier münden die schicksalshaften Anfangsakkorde der späteren Todesszene des Titelhelden in den vor Lebenslust überquellenden Allegro-Teil, und so wird klar, dass Don Giovanni auch ein Produkt ist jener starren christlichen Moral. In Chauvins leichtfüßig-schlanker, ungestüm drängender Interpretation erhält dieser subversive Ansatz eine unmittelbar einleuchtende, ja zwingende klangliche Umsetzung. Ähnlich dramatisch aufgeheizt, dabei aber stets empfindsam, elegant und zielgerichtet auch seine quicklebendige Lesart der großen g-Moll-Sinfonie, die ja im Gegensatz zur „männlichen“ Tragik des Don Giovanni dezidiert „weibliche“ Bedrohungsszenarien sinfonisch verarbeitet. Chauvin nennt die Sinfonie „La Dodécaphonique“, weil sie im Finale eine (fast) zwölftönige, wahrlich atonale Unisono-Passage enthält. Eingerahmt vom nächtlichen Mysterium der beiden Moll-Werke erstrahlt das wärmende Licht des A-Dur-Klavierkonzerts mit dem innig und feinfühlig artikulierenden Solisten Andreas Staier und seinem hell glitzernden und farbig leuchtenden Nachbau eines historischen Walter-Fortepianos. Lediglich im berühmten Adagio-Satz verliert er sich ein wenig in seiner Vorliebe für empfindsame Auszierungen und retardierende Agogik, so dass der wiegende Siciliano-Rhythmus etwas ins Stocken gerät. Die Ecksätze dagegen klingen frisch, lebendig und beseelt.

Attila Csampai, 08.10.2022


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