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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Der 20-jährige Sergei Rachmaninow und der 55-jährige Ruggero Leoncavallo hatten dieselbe Opernidee. Sie komponierten ein kurzes Musiktheaterwerk nach dem gleichen Alexander-Puschkin-Gedicht. Bei dem Russen wurde aus der, wie opernüblich letal endenden Dreiecksliebesgeschichte im Roma-Milieu der unverfänglichere, 1893 uraufgeführte „Aleko“, bei dem Italiener 1912 die heute nicht mehr ganz korrekten „Zingari“. Dieser knappe, mit Liebe, Eifersucht und Flammenmord ausgefüllte Zweiakter wurde zwar kurzfristig populär, sein Schöpfer konnte ab nie wieder an seinen Erstling „I Pagliacci“ anknüpfen.
In London, dem Ort der Uraufführung, produzierte die sich inzwischen vermehrt auf Verismo konzentrierende Opera Rara nach vier Livemitschnitten nun die erste Studioaufnahme des Werkes. Das offenbart dichtgedrängt musikalischen Zauber wie unter Überdruck: Alles an Emotion muss hier dauernd raus! „Melodramma“ pur ist garantiert! Auch wenn die musikalischen Methoden für solchen Milieu-Exotismus ziemlich an den Klanghaaren herbeigezogen sind. Diese „Zigeuner“ singen im Polonaise- wie Mazurka-Rhythmus, es gibt eine Habanera und das obligatorische Intermezzo mit seinen Csárdás-Anklängen erinnert sofort an Piroschka. Opera Rara Chor und Royal Philharmonic Orchestra werden von Carlo Rizzi kurz vor dem Siedepunkt im Dampfkochtopf domestiziert. In der atmosphäreglühend dahinhechelnden Opernskizze legen sich die schon ein wenig ältlich klingende Krassimira Stoyanova, als adeliger Tenorhitzkopf Radu Arsen Soghomonyan und der kühle Stephen Gaertner als Nebenbuhler Tamar, zu dem die liebesflattrige Fleana zurückkehrt, eindrücklich ins Sängergeschirr.

Matthias Siehler, 05.11.2022


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